Und am Ende stehen die Euro-Bürger wie die Trottel da
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Und am Ende stehen die Euro-Bürger wie die Trottel da

"Wenn du genug Geld druckst, wirst du immer Inflation bekommen. Immer". In Anbetracht dieser Einlassung von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet steht eine Warnung des Börsenprofessors Max Otte plötzlich in einem neuen Licht da: "Es besteht jedenfalls die Gefahr, dass sich unser Geld und unser Papiervermögen in Luft auflöst", so Otte. 339 Millionen Europäer, die täglich mit dem Euro bezahlen, werden von ihrer Notenbank im Stich gelassen.

Die Geldpolitik sei bisher nicht erfolgreich gewesen. Die Inflation in Europa war für einen langen Zeitraum nahe null, sagt Praet dem belgischen Wochenmagazin "Knack". Man müsse darauf achten, dass die Glaubwürdigkeit der EZB nicht beschädigt werde, weil die Inflation nicht bei 2% liege. Außer dem Gelddrucken komme für die EZB nichts in Frage. Einen Plan B gebe es nicht, erläutert der Belgier, der den einflussreichen Posten des Chefvolkswirten besetzt und damit nach Mario Draghi die Nummer zwei der EZB ist.

Für die Finanzindustrie gehen diese Aussagen runter wie Öl. Die Notenbank wird noch mehr Geld pumpen, um die Kurse von Anleihen und Aktien in luftigen Höhen zu halten. Der Otto-Normal-Euro-Europäer versteht hingegen die Welt nicht mehr. Er fragt sich:
  • Warum ist es schlecht, wenn man eine geringe Geldentwertung hat?
  • Warum will die EZB unbedingt verhindern, dass ich mir mit meinen Euro-Scheinen im Geldbeutel mehr kaufen kann?
  • Warum gönnen mir die EZB-Tauben nicht die Ersparnis aus tiefen Öl- und Benzinpreisen?
Die Antwort auf diese Fragen könnte lauten: Mario Draghi hat die Notenbank zu einem zuverlässigen Partner von Hedgefonds, Großanlegern aus der City of London und klammern Euroländern umgebaut. Die EZB versorgt die Hochfinanz in regelmäßig stattfindenden Geheim-Treffen mit Insider-Informationen. Die Bürger warten hingegen seit mehr als vier Jahren vergeblich darauf, dass sich Draghi einmal direkt an sie wendet, wie es sein Vorgänger Jean-Claude Trichet oft tat.

"Solange die Notenbanken im politischen Interesse weiter unbegrenzt Liquidität zur Verfügung stellen", werde es auch für Anleger weiter laufen. "Aber das Gefahrenpotenzial ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und nimmt weiter zu. Es besteht jedenfalls die Gefahr, dass sich unser Geld und unser Papiervermögen in Luft auflöst", erläutert Otte, der die Finanzkrise 2008 korrekt voraussagte, im Gespräch mit der "Wirtschaftswoche".