Die große Mindestkurs-Maßlosigkeit der Schweiz
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Die große Mindestkurs-Maßlosigkeit der Schweiz

Die Schweizer Wirtschaft will einen neuen Mindestkurs. 1,15 Franken sollte der 1 Euro schon wert sein. Für diese Forderung bekommen die Unternehmer Unterstützung von den Gewerkschaften und Teilen der Politik, aber nicht von der Bevölkerung. Die Schweizerinnen und Schweizer finden an einer Starkwährung gefallen. Das Ringen um einen neuen Mindestkurs geht in die nächste Runde. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss sich warm anziehen.

"Die SNB hat mit ihren Entscheidungen enormen Einfluss auf die Wirtschaft. Doch mir scheint, ihre Politik ist in der Bevölkerung immer noch breit abgestützt", sagt der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann im Gespräch mit dem "Tagesanzeiger". Es gebe eine nicht ausdrückliche genannte Kursuntergrenze zum Euro bei etwa 1,05 Franken. "Vielleicht könnte die SNB noch etwas stärker darauf hinarbeiten, den Kurs mindestens bei 1,10 Franken pro Euro zu halten", so Straumann.


Für die Schweizer Wirtschaft läge auch ein Eurokurs von 1,10 Franken im Schmerzbereich. Die Exportunternehmen brauchen mindestens einen Eurokurs von 1,15 Franken. Sie fordern ein Umdenken bei der Schweizerischen Nationalbank. Es soll wieder weg von marktbasierten Wechselkursen gehen. Die Unternehmen wollen eine planwirtschaftliche Steuerung des Wechselkurses. Die Gewerkschaften unterstützen diese Forderung. Auch sind sich Sozialpartner darüber einig, den aktuellen Chef der SNB, Thomas Jordan, notfalls abzusetzen.

Die Mindestkurs-Maßlosigkeit der Schweiz nimmt immer abstrusere Formen an. Die Eidgenossen sind seit mehr als sechs Jahren dabei den Devisenmarkt mit immer neuen Vorschriften zu überhäufen: Im Jahr 2009 gab es einen Euro-Mindestkurs bei 1,50 Franken, von 2011 bis 2014 gab es einen Mindestkurs bei 1,20 Franken, aktuell gibt es einen Mindestkurs bei 1,05 Franken. Als nächstes soll es einen Mindestkurs bei 1,15 Franken geben.

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