So boxt die EZB die Schweiz in eine Wechselkurs-Rezession
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So boxt die EZB die Schweiz in eine Wechselkurs-Rezession

Wie tief greift die Europäische Zentralbank (EZB) in ihre Gruselkiste? Kann die Schweiz einer Billiggeld-Flut überhaupt standhalten? Sickert das Zentralbankgeld in die Wirtschaft ein, so dass Exporteure und Tourismusbranche einpacken können? Muss SNB-Chef Jordan gehen? Kommt ein neuer Mindestkurs? So lauten die zentralen Fragen für die laufende Woche. Die EZB ist dazu in der Lage, die Schweiz über den Wechselkurs in eine Rezession zu drängen.

Aktuell ist 1 Euro 1,09 Franken wert. Wäre das auch am Ende der Woche der Fall, käme das einem großen Erfolg der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gleich. Entscheidend ist der Donnerstag, wenn die EZB ihre neuen Maßnahmen beschließt. Eine Senkung des Einlagenzinses gilt als sicher. Mario Draghi wird voraussichtlich den bei -0,20% liegenden Zins weiter nach unten verschieben, um bei den Käufen von Staatsanleihen aus dem Vollen schöpfen zu können.

Hintergrund ist eine Regel, die besagt, dass die EZB nur solche Staatsanleihen kaufen kann, deren Renditen höher als der Einlagenzins sind. Weil beispielsweise zweijährige Bundesanleihen aus Deutschland inzwischen bei -0,42% rentieren, ergibt sich eine Notwendigkeit den Einlagenzins zu senken. Prinzipiell könnte man das Knappheits-Problem beim Anleihenkauf auch angehen, in dem man die Regel abschafft und auf eine Zinssenkung verzichtet. Damit rechnet aber niemand.


Weil Zinssenkungen immer einige Monate brauchen, bis sie die von den Notenbanken gewünschte Wirkung entfalten, muss die EZB weitere Maßnahmen beschließen. Draghi hat versprochen mit den Lockerungen die Inflation sofort anzuheizen. Das geht im Grunde genommen nur, wenn er mehr Anleihen kauft. Die monatlichen Käufe von 60 Milliarden Euro müssten demzufolge auf 80 Milliarden Euro, vielleicht sogar auf 100 Milliarden Euro, aufgestockt werden.

"Wir werden das tun, was wir machen müssen, um die Inflation so schnell wie möglich zu erhöhen!"
EZB-Präsident Mario Draghi

Devisenexperten streiten darüber, was für den Eurokurs gefährlicher ist: Eine Zinssenkung oder eine Aufstockung? Da es auf eine Kombination von beidem hinauslaufen dürfte, wird sich der Euro voraussichtlich ohnehin abschwächen. Denn nur mit einem so richtig weichen Euro lässt sich die Inflation im Euroraum anheben.

Die Schweizerische Nationalbank wird aller Voraussicht nach umfangreich intervenieren, so dass der Großteil der Euro-Abschwächung gegenüber US-Dollar, Britischem Pfund und Japanischen Yen stattfände. Gelänge es der SNB den Euro in das Wochenende bei 1,09 Franken hineinzubegleiten, wäre das ein wichtiger Etappensieg für die SNB. Sollte der Euro hingegen auf 1,00 Franken abstürzen, könnte die Schweiz in eine Rezession abrutschen, ihren Notenbankchef Thomas Jordan absetzen und einen neuen Mindestkurs festlegen.

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