Einlassungen vor Friedenspflicht stärken Franken
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Einlassungen vor Friedenspflicht stärken Franken

Der Eurokurs sinkt binnen einer Woche von 1,0910 auf 1,0835 Franken. Die Konjunkturaussichten für die Schweiz hellen sich wesentlich stärker auf als erwartet. Als sich dann noch zwei wichtige Mitglieder der Europäische Zentralbank (EZB) kurz vor dem Beginn der Friedenspflicht für weitere Lockerungen stark machen, ist es um den Euro geschehen. Von nun an herrschen akute Abwärtsrisiken.

Finanzmarktexperten sehen die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz so rosig wie seit März 2014 nicht mehr. Der ZEW-Credit-Suisse-Indikator für die kommenden sechs Monate klettert von 9,7 Punkten im September auf 18,3 Zähler im Oktober. Mit einem solch starken Anstieg hatte niemand gerechnet, zumal die ZEW-Konjunkturerwartungen für den Euroraum von 33,3 Punkte auf 30,1 Zähler sinken. Der Index für Deutschland fällt von 12,1 Punkte auf 1,9 Zähler.

Die zu Gunsten der Schweizer Wirtschaft auseinander driftenden Konjunkturerwartungen sind ein Schlüsselereignis: Der Eurokurs beendet daraufhin einen Anstieg bei 1,0950 Franken und sinkt auf 1,0875 Franken. Der gute Ausblick für die Schweiz ist ein Indiz dafür, dass die eidgenössische Wirtschaft inzwischen in der Lage ist, auch mit einem starken Franken zu florieren.


Als sich der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, auf die Seite der Tauben schlägt, erhöht sich Verkaufsdruck auf den Euro noch einmal. Nowotny habe vor der EZB-Sitzung am 22. Oktober 2015 einen Reiz setzen wollen, sagen Marktbeobachter. In der Woche einer EZB-Sitzung gilt die so genannten Friedenspflicht. Die Mitglieder des Zentralbankrates äußern sich dann in der Regel nicht mehr öffentlich über ihre geldpolitischen Ansichten.

Der Euro begibt sich nach den Nowotny-Warnungen auf einen Sinkflug. Sein Wechselkurs sinkt auf ein 6-Wochentief bei 1,0780 Franken. Die Äußerungen des dienstältesten EZB-Mitglieds werden dahingehend interpretiert, dass er für weitere geldpolitische Lockerungen plädiert. Es ist zugleich eine Kampfansage an die Falken, die den Standpunkt vertreten, dass es keine zusätzlichen Lockerungen braucht, weil die Kerninflation, also jene Inflation, die die Preise für Energie und Lebensmittel ausklammert, bei 0,9% liegt.

Neben Nowotny positioniert sich der EZB-Direktor Yves Mersch vor dem Beginn der Friedenspflicht als Taube. Die EZB werde nicht zögern zu handeln, sollte sich der Inflationsausblick auf mittlere Sicht schwächen, so Mersch. Der Proaktivismus in den Aussagen von Mersch zeigt, dass auch für den Luxemburger die ultralockere Geldpolitik nicht ausgereizt ist.

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