Die EZB stellt dem Euro eine gefährliche Sprengfalle
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Die EZB stellt dem Euro eine gefährliche Sprengfalle

Der Eurokurs büßt gegenüber dem Schweizer Franken etwas an Terrain ein. Aktuell notiert er bei 1,0970 Franken. Das am Freitag bei 1,1050 erreichte 8-Monatshoch bleibt in Reichweite. Der Euro klammert sich an gute Konjunkturdaten aus der Industrie. Ihnen stehen schwache Schweizer Einzelhandelsumsätze gegenüber. Ökonomen sind sich fast sicher, dass Mario Draghis EZB dem Euro bald auf die Finger klopft.

Entgegen den Prognosen legt die Industrieproduktion im Euroraum noch einmal einen Zahn zu. Die Unternehmen steigerten ihre Erzeugung im Juli um 0,6% gegenüber dem Vormonat, meldet Eurostat. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 0,3% gerechnet. Der Anstieg sei darauf zurückzuführen, "dass die Produktion von Energie um 3,0%, von Investitionsgütern um 1,4% und von Gebrauchsgütern um 1,3% zunahm", erläutern die Statistiker.

Weiterhin schwache Konjunkturdaten kommen aus der Schweiz. Die Einzelhandelsumsätze schrumpften im Juli um 0,4 Prozent. Hinzu kommt eine negative Preisentwicklung auf der Erzeugerebene. Die Produzenten- und Importpreise sanken im August um 0,7 Prozent. Der Rückgang fiel doppelt so stark aus, wie von Fachleuten erwartet. Dadurch erhöhen sich die Deflationsgefahren. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat keine Chance von ihrer ultralockeren Geldpolitik auch nur einen Millimeter abzuweichen.


Der Euro kann aus der Schweizer Schwäche kein Kapital schlagen, indem er seinen Anstieg an die bei 1,1225 Franken liegende Linie des Trendkanals fortsetzt. Dies dürfte nicht zuletzt an der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen. Sie werde ihr Kaufprogramm von Staatsanleihen entweder verlängern oder ausweiten, sagen 68 Prozent der Teilnehmer an einer aktuellen Bloomberg-Umfrage.

"Der EZB stehen alle Optionen zur Ausweitung des QE-Programms offen", zitiert Bloomberg Alan McQuaid, Chefvolkswirt bei dem irischen Finanzkonzern Merrion Capital. "Ich vermute, dass sie zunächst die zum Ankauf zur Verfügung stehenden Aktiva ausweiten, dann das monatliche Volumen aufstocken und schließlich das Programm über den September des nächsten Jahres ausweiten werden."

Sollte es so kommen, hätte der Euro-Franken-Kurs zweifelsfrei ein Problem. Die Finanzmärkte haben bisher nicht eingepreist, dass Mario Draghi von seinem ursprünglich anvisiertes Ziel abweichen wird: Die EZB will durch die Käufe von Staatsanleihen ihre Bilanzsumme auf drei Billionen Euro erhöhen. Dies könnte sich als zu tief angesetzt herausstellen und birgt damit Sprengstoff für den Euro-Franken-Kurs.
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