Euro mit neuem Versuch 1,10 Franken zu überqueren
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Euro mit neuem Versuch 1,10 Franken zu überqueren

Die Schweiz schrammt an einer Rezession vorbei, so dass der jüngste Anstieg des Euros bei 1,0870 Franken eingefangen wird. Die Gemeinschaftswährung gibt sich aber nicht geschlagen. Aus dem Euroraum kommen erfreuliche Konjunkturdaten. Banken steigern ihre Kreditvergabe an die Realwirtschaft. Die Kritik an Mario Draghis arbeitsplatzkillender Geldpolitik wird dennoch lauter.

Trotz einem auf der Exportwirtschaft wiegenden Frankenschock verbuchte die Schweiz im zweiten Quartal ein Wachstum. Das Bruttoinlandsproduktes (BIP) erhöhte sich um 0,2 Prozent. Die Widerstandsfähigkeit beeindruckt nicht nur Volkswirte, die mit einem Minus von 0,2 Prozent gerechnet hatten. Weil die Wirtschaft im ersten Quartal um 0,2 Prozent schrumpfte, wäre die Schweiz in einer Rezession gelandet. Dazu kommt es aber nicht.

Auch die Wechselkursentwicklung des Euro zum Franken ist von der Konjunktur in der Eidgenossenschaft beeindruckt. Der Eurokurs taucht kurz auf 1,0840 Franken ab, nachdem er zuvor im Lichte einer anziehenden Kreditvergabe im Euroraum von 1,0755 auf 1,0870 kletterte. Aktuell werden für 1 Euro Wechselkurse von 1,0860 Franken bezahlt.


Im Euroraum ansässige Banken steigerten im Juli ihre Kreditvergabe an Firmen außerhalb der Finanzbranche um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) mit. Auch die von den Währungshütern mit Argusaugen beobachtete Geldmenge M3 erhöhte sich mit 5,3 Prozent stärker als erwartet. M3 wird von der EZB genutzt, um Inflationsrisiken zu deuten. Steigt M3, wird es weniger wahrscheinlich, dass die EZB bei ihrem Anleihe-Kaufprogramm noch einmal draufsattelt.

Zentrale Konjunkturdaten hat Mario Draghis EZB nicht auf ihrer Seite. Die Arbeitslosigkeit im Euroraum sei nach wie vor viel zu hoch und das Wachstum trotz weichem Euro und tiefen Ölpreisen viel zu schwach, sagen Kritiker. Draghi nehme mit seinen Käufen von Staatsanleihen den Reformdruck von den Euro-Kolossen Frankreich und Italien. Seitdem Draghi die EZB leitet, ist die Arbeitslosigkeit am steigen. Er betreibe somit eine arbeitsplatzkillende Geldpolitik.

Befürworter des geldpolitischen Kurses von Mario Draghi entgegnen, dass die Arbeitslosigkeit der volkswirtschaftlichen Entwicklung stets hinterher hinke. Es sei deshalb nicht fair, Draghi bereits zum jetzigen Zeitpunkt an der Arbeitslosigkeit zu messen.