Rückkehr des Euro auf 1,10 Franken wäre keine Überraschung
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Rückkehr des Euro auf 1,10 Franken wäre keine Überraschung

Angela Merkel und François Hollande flippern Alexis Tsipras an die Troika zurück. Der Eurokurs nimmt daraufhin widerwillig von einem Hoch bei 1,0552 Franken etwas Abstand. Es knistert bei der Devisennotierung. Die in der Luft liegende Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland zusammen mit den steigenden Zinsen im Euroraum bilden einen explosiven Cocktail. Der Euro-Franken-Kurs kann jederzeit auf 1,10 hochschießen.

"So wie ich das verstanden habe, besteht die Bereitschaft zu dieser Zusammenarbeit mit den drei Institutionen", sagt Merkel in Brüssel nach den Gesprächen mit Tsipras. Die ständigen Treffen der deutschen Bundeskanzlerin und des französischen Staatspräsidenten mit dem Griechen-Premier dürfte dazu dienen, dass ihnen bei einem Grexit niemand den schwarzen Peter zuschieben kann. Substanzielle Fortschritte haben die Treffen noch nie gebracht.

Die Europäische Zentralbank (EZB) verhindere eine Staatspleite Griechenlands, stellt der Präsident der Deutschen Bundesbank, EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann, bei einer Rede in London fest. "Das Insolvenzrisiko wächst von Tag zu Tag." Am Vortag hatte der EZB-Rat eine Erhöhung der Nothilfen (ELA) für griechische Banken um 2,3 Milliarden Euro zugestimmt.

Am Devisenmarkt rechnet man damit, dass sich Griechenland demnächst den Geldgebern beugen wird. Der in luftige Höhen steigende Euro-Franken-Kurs ist ein Indiz dafür. Vor zwei Wochen, als Griechenlands Finanzminister Varoufakis die Verhandlungen hintertrieb, war die Nachfrage nach einem sicheren Hafen sehr viel größer. Damals war 1 Euro lediglich 1,0280 Franken wert.

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Neben der sich abzeichnenden Griechenland-Lösung spricht ein deutlicher Zinsanstieg für einen stärkeren Euro. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen rentieren aktuell bei 1,02 Prozent - nach 0,09 Prozent Ende April. In Italien und Spanien müssen die Regierungen Investoren einen Zinskupon von 2,30 Prozent bieten - nach 1,15 Prozent im März.

"Meiner Meinung nach ist der jüngste Anstieg der Renditen größtenteils eine Korrektur eines vorherigen Marktüberschießens, eine Art Normalisierung", meint Weidmann zu den jüngsten Entwicklungen an den Bondmärkten.

Mit der Normalisierung der Zinsen steigen die Chancen auf eine Normalisierung des Euro-Franken-Kurses, der nach Einschätzung vieler Devisenexperten steigen sollte. Das Währungspaar muss nun am Ball bleiben. "Auf markanten Widerstand stößt die Gemeinschaftswährung weiterhin in der Region von 1,0550", analysiert die St.Galler Kantonalbank.

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