Schweiz hat ihre Liebe für den Euroraum neu entdeckt
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Schweiz hat ihre Liebe für den Euroraum neu entdeckt

Der Euro-Franken-Kurs reagiert auf neue Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) mit einem Anstieg. Die Devisennotierung klettert von 1,0630 auf 1,0750 (+1,13 Prozent). Von einem Absturz des Euros auf ein 11-Jahrestief bei 1,0987 Dollar lässt sich das EUR/CHF-Währungspaar nicht beeindrucken. Hintergrund dürften Schweizer Vermögensverwalter sein, die enorme Barmittel in die Aktienmärkte des Euroraums pumpen.

Die EZB werde ab dem 9. März 2015 mit dem Kauf von Staatsanleihen in Höhe von 60 Milliarden Euro pro Monat beginnen. Das teilte Notenbankchef Mario Draghi nach der EZB-Ratssitzung, die diesmal in Nikosia auf Zypern stattfand, mit. Man werde die Käufe solange fortsetzen, bis die Inflation wieder auf knapp zwei Prozent gestiegen ist.

Ferner verlas der Italiener neue Wachstumsprognosen für den Euroraum. Für das laufende Jahr hebt EZB-Chefökonom Peter Praet den zu erwartenden Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,0 Prozent auf 1,5 Prozent an. Für 2016 rechnet man mit 1,9 Prozent Wachstum (bisher 1,5 Prozent). Die gerade neu erstellte Prognose für 2017 liegt bei 2,1 Prozent.

Die deutlich erhöhten BIP-Prognosen dürften der zentrale Grund sein, warum der Euro gegenüber dem Schweizer Franken derzeit steigt. In Anbetracht des rosigen Konjunkturbildes kommen Schweizer Vermögensverwalter nicht mehr daran vorbei, Geld in die Aktienmärkte des Euroraums zu pumpen. Die Kapitalflüsse dürften, anders als die den Euroraum erreichenden Zuströme aus den USA, nicht währungsabgesichert sein, weshalb der Euro-Franken-Kurs steigt.

Auch die Amerikaner sind dabei große Summen in die europäischen Märkte zu investieren. Sie sichern sich aber gegen eine Euro-Abwertung mit Gegengeschäften ab, so dass die Zuflüsse den Euro nicht stützen. Der Euro-Dollar-Kurs fällt sogar, weil am Rentenmarkt Euro-Staatsanleihen verkauft werden und der Erlös und in höher verzinsliche US-Anleihen gesteckt wird.

Schweizer Vermögensverwalter haben hingegen keinen Grund sich vor einem Absturz des Euros gegenüber dem Franken abzusichern, weil es einen solchen vor knapp zwei Monaten durch die Aufhebung des Mindestkurses gerade erst gegeben hat. Konsensmeinung unter Anlegern ist, dass der Euro auf seinem aktuellen Niveau bei 1,07 Franken unterbewertet ist.

Ein Schweizer Fondsmanager, der Aktien aus dem Euroraum kauft, hat drei lukrative Einnahmestränge:

1) Kursgewinne:
Trotz des Anstiegs auf über 11.500 Punkte ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax mit derzeit 15 noch nicht einmal halb so hoch wie beim Platzen der New-Economy-Blase Anfang 2000.

2) Dividenden:
Die europäischen Konzernchefs könnten es den amerikanischen gleichtun, in dem sie die ihnen zur Verfügung stehenden enormen Barmittel über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückführen.

3) Wechselkursgewinne:
Wenn der Fondsmanager seine Aktien aus dem Euroraum wieder verkauft und die Euros zurück in Franken tauscht, stehen die Chancen gut, dass der Euro-Franken-Kurs höher steht als 1,07.
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