EUR/CHF-Kurs wäre ohne Fluchtwährungs-Fluch bei 1,10
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EUR/CHF-Kurs wäre ohne Fluchtwährungs-Fluch bei 1,10

Weil der Schweizer Franken den Charakter eines sicheren Hafens hat, wird der kommende Mittwoch ganz besonders interessant. An diesem Tag findet eine Sondersitzung der Euro-Finanzminister zum Thema Griechenland sowie ein mit großer Spannung erwartetes Treffen zur Ukraine-Krise statt. Ohne den politischen "Noise" wäre der aktuell bei 1,05 Franken liegende Eurokurs vielleicht schon bei 1,10 Franken, zumal sich das Wachstum im Krisenland Italien beschleunigt.

"Griechenland hat seine eigenen Vorschläge eingereicht und werde keine Befehle mehr via Email entgegen nehmen", sagte ein selbstbewusster Alexis Tsipras bei einer Rede vor dem Parlament. "Der Revoluzzer" hat gleich noch ein Geschenk parat. Das steuerfreie Existenzminimum soll auf 12.000 Euro pro Jahr erhöht werden. Zum Vergleich: In Österreich werden Steuerpflichtige vom Fiskus für jeden Euro, den sie mehr als 11.000 Euro verdienen, zur Kasse gebeten. In Deutschland zahlt man bereits ab 8.500 Euro.

"Ich bin nicht dafür, dass man den Griechen Geld schenkt. Wer soll das bezahlen? Ich unterstütze aber Verhandlungen über technische Kreditkonditionen, damit das Land künftig mehr Spielraum hat, um aus der Krise zu kommen", sagte Bundeskanzler Werner Faymann im Gespräch mit der Zeitung Kurier. Tsipras wird am Montag Faymann einen Besuch in Wien abstatten, um für eine bedingungslose Brückenfinanzierung seines Landes durch die Eurogruppe zu werben.

Der Vorsitzende der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, hat bereits verlauten lassen, dass man keine Brückenfinanzierung mache. Er wolle wissen, ob Athen das Spar- und Reformprogramm weiter fortsetzt und im Gegenzug Hilfsgelder in Anspruch nimmt oder versuchen wird ohne fremde Finanzhilfen über die Runden zu kommen.

Fluchtwährungs-Fluch

Hätte der Schweizer Franken den Charakter eines sicheren Hafens nicht und würde sich sein Wechselkurs ausschließlich an den Wirtschaftsdaten orientieren, wäre 1 Euro womöglich schon 1,10 Franken wert. Der Franken sei im Moment stark überbewertet, sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, der "Samstagrundschau" von Radio SRF. "Aber es kann davon ausgegangen werden, dass über die Zeit eine solche Überbewertung auch wieder korrigiert wird", so Jordan.

Damit die Abwertung kommt, müsste die Eurogruppe Tsipras von seinem Vorhaben, Wahlgeschenke auf Kosten europäischer Steuerzahler zu finanzieren, abbringen. Gleichzeitig müsste die Option eines Euro-Austritt Griechenlands (Grexit) ein für allemal vom Tisch genommen werden. Darüber hinaus würde ein Waffenstillstand und Friedensabkommen in der Ukraine die Nachfrage nach dem als sicheren Hafen wahrgenommenen Schweizer Franken dämpfen.

Italiens Notenbank erhöhte derweil ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 0,4 Prozent auf 0,5 Prozent. 2016 werde die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone um mehr als 1,5 Prozent wachsen, sagte Zentralbankchef Ignazio Visco auf einer Finanzkonferenz in Mailand. Bisher war man von einem Plus von lediglich 1,2 Prozent ausgegangen.
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