Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt den Leitzinssatz im Euroraum auf ein Rekordtief bei 0,50 Prozent. Entgegen den Erwartungen vieler Devisenexperten kommt der Eurokurs CHF zunächst nicht unter Druck. Die Gemeinschaftswährung kann sogar zulegen, obwohl ihr die Zinsunterstützung abhanden geht.
Am Devisenmarkt steigt der Eurokurs am Donnerstagnachmittag zwischenzeitlich auf 1,2259 Franken, um danach auf 1,2195 eiunzubrechen. Während des europäischen Vormittagshandels sank das Devisenpaar auf 1,2213. Ob die Lockerung der Geldpolitik im Euroraum zu einer Phase von Frankenstärke oder Frankenschwäche führt, kann noch nicht abschließend beurteilt werden.
Es besteht eine gewisse Widersprüchlichkeit. Auf der einen Seite führen Leitzinssenkungen in der Regel zu einer Währungsabwertung. Der Euro verliert seine Zinsunterstützung am Geldmarkt, weil die Euribor-Sätze fallen. Der 3-Monats-Euribor sank seit Ende März von 0,215 Prozent auf 0,207 Prozent.
Auf der anderen Seite ist die Risikobereitschaft zu beachten. Sie steigt mit der Leitzinssenkung, weil sich die Wachstumsperspektiven aufgrund von billigerem Zentralbankgeld aufhellen. Die Risikoaufschläge bei südeuropäischen Staatsanleihen sinken, wodurch der Zusammenhalt der Eurozone zunimmt.
