Aktuell notiert der Eurokurs bei 1,2215 Franken. Das sind dreieinhalb Rappen weniger als im Januar. Die Zypern-Krise hat zu einem Anstieg der Verunsicherung im Euroraum beigetragen. Somit ist die Aufwertung des Schweizer Franken nicht verwunderlich. Längerfristig profitiert die eidgenössische Währung von der Schließung des Finanzplatzes Zyperns. Eine schlechte Nachricht für Franken-Fremdwährungskreditnehmer.
Wer vor zehn Jahren zu einem Eurokurs von 1,50 CHF ein Franken-Darlehen im Gegenwert von 200.000 Euro aufnahmen, ist derzeit mit 246.000 Euro unter Wasser. Vor der Italien-Wahl und der Zypern-Krise, als die Gemeinschaftswährung bis zu 1,2570 Franken gekostet hatte, waren es 238.663 Euro. Wer damals in eine Euro-Finanzierung konvertierte, hat Buchverluste in Höhe von 7.337 Euro umgangen.
Durch die Enteignung von Bankkunden rutscht der Finanzplatz Zypern in die zweite Klasse ab. Investoren werden Standorte bevorzugen, die der Sicherheit von Vermögensgegenständen oberste Priorität beimessen. Dazu zählt freilich die Schweiz. Sollten nun russische Oligarchen ihr Geld in die Eidgenossenschaft transferieren, bekommen sie zwar weniger Zinsen und müssen höhere Gebühren zahlen. Das Geld ist aber absolut sicher.
Kapitalzuströme würden für eine Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber der Gemeinschaftswährung sprechen. Der Euro könnte sogar Richtung 1,20 Franken driften, wenn die Schweiz als Brückenkopf genutzt wird. Hintergrund ist der Euro-Beitritt Lettlands zum 1. Januar 2014. Es wird bereits gemunkelt, dass viele reiche Russen auf Lettland umsteigen könnten.
Lettland zählt im Euroraum zu den soliden Nordländern mit gesunden Staatsfinanzen. Die Reputation von Südeuropa als Finanzplatz dürfte durch die Enteignung zyprischer Bankkunden leiden. Die Lehre der Zypern-Krise: Entweder man geht in den Norden und zahlt ein wenig mehr. Oder in Offshore-Banking Center in die Karibik, die von ihrem Geschäft sehr viel mehr verstehen als Zypern & Co.
