Mindestkurs Durchlöcherung hält an
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Mindestkurs Durchlöcherung hält an

Zweimal muss die Schweizerische Nationalbank (SNB) dabei zusehen, wie ihr Mindestkurs durchlöchert wird. Zwischen dem was die Währungshüter in der Öffentlichkeit sagen und in der Praxis umsetzen, klafft eine große Lücke. Die hauchdünne Verteidigung knapp über EUR/CHF 1,2000 könnte zu einem kostspieligen Abenteuer werden.

Während des asiatischen Handels am Ostermontag sank der Eurokurs auf 1,1996 CHF und durchlöcherte zum zweiten Mal die Wechselkursuntergrenze. Bereits am Gründonnerstag war das Devisenpaar EUR/CHF 1,1990 zurückgefallen. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Schweizer Franken bei 1,2022. Der Franken kostet 83,19 Euro-Cents.

„Die SNB wird wegen des schwachen Euros tagtäglich herausgefordert, sagt der Devisenexperte Sebastien Galy von der französischen Großbank Société Générale im Gespräch mit Bloomberg. „Angetrieben wird die Euro-Talfahrt durch die Sorgen über Spanien und sinkenden Umlaufrenditen Kerneuropas gegenüber der Schweiz.“

Obwohl die spanische Regierung über Ostern Reformen im Gesundheitswesen ankündigte, weiten sich die Risikoaufschläge aus. Die Renditen von zehnjährigen Staatsanleihen des Königreichs Spanien steigen auf 5,87 Prozent. Deutsche Bundesanleihen sinken auf 1,68 Prozent, wodurch der Risikoaufschlag für das Halten von spanischen Schuldtiteln wieder über der Marke von vier Prozent liegt. Schweizer Bundesobligationen rentieren bei 0,75 Prozent.

Wie der interimistische Nationalbank-Chef Thomas Jordan in den letzten Monaten die Verteidigung des Mindestkurses anging, könnte sich im Nachhinein als großer Fehler herausstellen. So ließ er den Eurokurs nach dem Hildebrand-Rücktritt von 1,2150 auf 1,1990 gewähren, anstatt den Spekulanten frühzeitig den Weg zu versperren.

Die direkte Verteidigung am Mindestkurs könnte die SNB am Ende dazu zwingen, mehr Franken zu drucken als bei einem proaktiveren Vorgehen mit einem zweiten, weichen Mindestkurs bei beispielsweise EUR/CHF 1,2100. Dass Jordans Strategie der passiven Verteidigung offenbar nicht aufgeht zeigt auch, dass sich der Gegenwert der SNB-Devisenreserven um 10,22 auf 237,45 Milliarden Franken erhöhte.
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