Schweizer Notenbank zum Zuschauen verdammt
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Schweizer Notenbank zum Zuschauen verdammt

Spannt die Schweizerische Nationalbank (SNB) ein Auffangnetz für den gerade unter 1,10 gefallenden Euro-Franken-Kurs Eine Motivation dies zu tun, ist bisher nicht zu erkennen. Möglicherweise hat sich SNB-Chef Thomas Jordan auch die gerade erschienene Analyse von Ray Dalio zu Gemüte geführt. Demnach ist es keine gute Idee Franken zu drucken, damit Euros zu kaufen und diese dann in Aktien zu stecken.

"Das deutliche Versagen der SNB, im letzten Jahr während der Italienkrise wesentlich zu intervenieren, zeigt, dass die Fähigkeit der SNB, zu intervenieren, begrenzt ist", sagt der Peter Rosenstreich von der Schweizer Bank Swissquote. Damit spielt der Experte auf den Kurssturz im Mai 2018 an. Seinerzeit rauschte der Euro in wenigen Wochen von 1,20 auf 1,14 in den Keller.

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Der Hedgefonds-Supermanager Ray Dalio hat die letzte Finanzkrise bravourös gemeistert und stand während der Euro-Krise Politikern wie Wolfgang Schäuble und Luis de Guindos beratend zur Seite. Dalio spricht von einem Paradigmenwechsel. Für SNB-Chef Jordan ist in diesem Zusammenhang interessant: Dalio geht davon aus, dass sich das hohe Gewinnmargen-Wachstum der Unternehmen dem Ende neigt.

Dann würde die SNB auf ihre Aktienbestände dicke Verluste machen. Sie hat über die Jahre hinweg Devisenreserven im Gegenwert von 759 Milliarden Franken aufgehäuft. 20% hat sie in Aktien gesteckt. Für die SNB stehen am Aktienmarkt 152 Milliarden Franken im Feuer.


Die SNB kann zwar am Devisenmarkt wieder Euro-Stützungskäufe durchführen. Die Gretchenfrage ist aber eine andere: Was soll man mit den ganzen Euros dann machen? Aktien zu kaufen ist ein Spiel mit dem Feuer. Deutsche oder französische Staatsanleihen sind extrem teuer. Anders als die EZB kauft die SNB keine Schuldtitel schwacher Bonität aus Italien und Spanien.

Sie kann einen Teil ihrer Euros in US-Dollar tauschen. Aber auch das ist eine schlechte Idee. Weil die US-Notenbank (Fed) kurz davor steht einen längeren Lockerungszyklus einzuleiten, dürfte sich der US-Dollar gegen den Schweizer Franken abschwächen. Und diese Verluste ließen sich mit Kursanstiegen bei US-Treasuries bei weitem nicht kompensieren.

Bleibt die Möglichkeit die von der SNB erworbenen Euros auf Cash-Konten bei Bundesbank und Banque de France zu parken. Dann muss sie aber den EZB-Strafzins bezahlen. Zum anderen läuft sie Gefahr, dass ihre Euros massiv an Wert verlieren, sollte sie so wie bei der 1,20er-Untergrenze zu dem Ergebnis kommen, dass Devisenmarktinterventionen nicht durchzuhalten sind.

Damit bleibt der SNB nur die Möglichkeit der EZB mit einer Zinssenkung etwas entgegenzusetzen, um auf diese Weise zu versuchen, gegen die Talfahrt des Euro-Franken-Kurses anzukämpfen. Nun ist die Schweiz aber bereits Weltrekordhalter mit ihrem Negativzins von -0,75%. Der Spielraum für weitere Senkungen ist daher begrenzt.

Ferner gäbe es zum jetzigen Zeitpunkt, wo die heimische Wirtschaft noch mit mehr als 1% wächst, bei einer Zinssenkung massive Kritik aus der Öffentlichkeit und aus Teilen der Politik. Das kann zu einem Volksbegehren führen und am Ende bekäme die SNB Ketten angelegt. Das Schweizer Stimmvolk würde Jordan anweisen: Wenn Draghi/Lagarde vom Hochhaus springen wollen, springst du diesmal nicht hinterher.

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