Brexit Roadmap - EUR/CHF-Reaktion
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Brexit Roadmap - EUR/CHF-Reaktion

Weil die EU das Austrittsabkommen nicht neu verhandelt, stellt sich die britische Regierung auf einen harten Brexit ein. Das dürfte wiederum zu einem harten Rückfall des Euros nach sich ziehen. Als sich die Briten vor drei Jahren aus der EU wählten, sank der Euro auf 1,06 Franken. Hätte die Schweizerische Nationalbank (SNB) seinerzeit nicht mit Stützungskäufen gegenhalten, wäre der Euro noch tiefer gefallen.

Ein Ausseiden ohne Vereinbarung mit der EU sei ein "realer Ausblick". Das schreibt Michael Gove, rechte Hand des neuen Premier Boris Johnson, in einem Gastbeitrag in der "Sunday Times". "Mit einem neuen Premierminister, einer neuen Regierung und neuer Klarheit des Auftrags werden wir die EU am 31. Oktober verlassen. Ohne Wenns. Ohne Abers", so Gove.

Nachfolgend wird ein Szenario beschrieben, wie ein harter Brexit abgewendet werden kann. Der Euro-Franken-Kurs kommt darin mit einem blauen Auge davon:

Johnson regiert mit hauchdünner Mehrheit von drei Stimmen. Damit ein Misstrauensvotum gegen ihn erfolgreich ist, kommt es auf die Labour-Partei an. Deren Chef, Jeremy Corbyn, ist jedoch für drei Viertel der Briten ein rotes Tuch. Corbyn muss also weg. Ein neuer Labour-Chef, der in der politischen Mitte sein zu Hause hat und mit dem Wirtschaft und Finanzindustrie leben können, muss her.

Der Stuhl von Corbyn wackelt bereits. Hintergrund ist ein in einer BBC-Dokumentation aufgedecktes Antisemitismus-Problem in der Labour-Partei. "Der Beitrag wirft hochrangigen Parteimitgliedern vor, Disziplinarmaßnahmen in Antisemitismusfällen innerhalb der Partei behindert, verschleppt und ein antijüdisches Klima geschaffen zu haben", berichtet "Spiegel Online".

Corbyn übernimmt für die Verfehlungen die Verantwortung und tritt zurück. Nun ist plötzlich eine neue Dynamik im Brexit-Prozess. Johnson, der Großbritannien zum großartigsten Land auf der Erde machen will, bekommt mit einem neuen Labour-Chef Konkurrenz. Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten birgt ein harter Brexit die Gefahr, dass sich Schotten und Nordiren vom Vereinigten Königreich abspalten.

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Um das Vereinigte Königreich zusammenzuhalten, beißen die gemäßigten Tories in den sauern Apfel und stürzen Johnson per Misstrauensvotum. Jetzt geht das Spiel wieder von vorne los. Die EU verlängert die Austrittsfrist bis 2020. Die Briten stimmen womöglich ein zweites Mal über den EU-Austritt ab. Damit enden die Währungsturbulenzen, und mit ihnen die brexitbedingte Flucht in den Schweizer Franken.


Zuvor kracht es aber am Devisenmarkt. Das Britische Pfund ist der größte Verlierer, solange Johnson Premier ist. Schweizer Franken und Japanischer Yen sind die größten Gewinner. Die Nachfrage nach dem Franken ist stellenweise so hoch sein, dass der Euro erneut auf 1,06 Franken abtaucht.

Ist Johnson weg, wird sich der Euro stabilisieren. Mehr als 1,08-1,10 dürften aber nicht drin sein. Das wäre insofern schlüssig, als der Euro bzw. seine Vorgängerwährungen (DM, Lira und Franc etc.) sich im Schnitt gegenüber dem Schweizer Franken jedes Jahr um 1,7% abschwächen. Der Euro startete zu Jahresbeginn bei 1,12 Franken und würde demnach Ende 2019 bei etwa 1,10 Franken sein.

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