Euro vor gefährlicher Sprengfalle
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Euro vor gefährlicher Sprengfalle

Enttäuschende Wachstumszahlen bremsen den Euro bei 1,14 Franken aus. Es zeichne sich ab, "dass sich das Wachstum des Eurozone-BIP auf knapp unter 0,2% auf Quartalsbasis verlangsamt hat", heißt es im neuen Einkaufsmanager-Bericht von IHS Markit. Der steile Anstieg der Aktienmärkte signalisiert hingegen ein mehr als doppelt so hohes Wachstum. Wie wird der EUR/CHF-Kurs mit dieser Diskrepanz nach Ostern umgehen?

Der Euro ist aktuell in Rallylaune: Er schloss gegenüber dem Schweizer Franken zum dritten Mal in Folge mit einem Wochenplus. In der abgelaufenen Woche kletterte der Euro-Franken-Kurs auf 1,1425 und markierte damit den höchsten Stand seit Anfang Februar. Die Gemeinschaftswährung kanalisiert verbesserte ZEW-Konjunkturerwartungen in Kursgewinne.


Auch aus denen für die Eurozonen-Wirtschaft wichtigen Absatzmärkten USA und China kommen gute Nachrichten. Die Chefs der US-Bankenriesen JPMorgan und Goldman Sachs sagen, die US-Wirtschaft sei wohlauf. China überzeugt mit überraschend guten Konjunkturdaten. Das Wirtschaftswachstum übertraf im ersten Quartal mit 6,4% die Erwartungen.

Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die USA und China die Eurozone mit nach oben ziehen. Viele Ökonomen rechnen in der zweiten Jahreshälfte mit einer deutlichen Wachstumsbeschleunigung. Doch was geschieht, wenn die ausbleibt?
  • Der Euro Stoxx 50, einer der wichtigsten Aktienindizes für die Eurozone, steht aktuell mit 3.500 Punkten so hoch wie das letzte Mal Anfang August 2018. Damals erreichte die Eurozonen-Wirtschaft ein Wachstum auf Quartalsbasis von 0,5%.
  • Momentan beträgt das Wachstum weniger als die Hälfte. Laut den Einkaufsmanager-Daten werde die Eurozone trotz den positiven Vorgaben aus den USA und China "weiter nur mit äußerst verhaltenem Tempo", wachsen.
Es ist wahrscheinlich, dass die Aktienmärkte zu viel Eurozonen-Wachstum eingepreist haben. Der Euro Stoxx 50 kletterte in den letzen vier Monaten 20%. Das kann und wird nicht so weitergehen. Man muss davon ausgehen, dass die "gute alte" Dow Theorie demnächst greift und Aktien ein bis zwei Drittel der Gewinne wieder abgeben.

Alsbald sich herauskristallisiert, dass nicht genügend Käufer vorhanden sind, die in die ersten Verluste am Aktienmarkt hineinkaufen ("Buy the Dip") und es einer längere Zeit seitwärts oder abwärts geht, werden Vermögensverwalter die Nähe des Schweizer Frankens suchen. Sie tun dies, um ihre Portfolios zu stabilisieren. Der EUR/CHF-Kurs dürfte dann auf 1,12 zurückfallen.

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