Euro sieht auf ersten Blick wie Sicherer Hafen aus
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Euro sieht auf ersten Blick wie Sicherer Hafen aus

Notenbankchef Ewald Nowotny ordnet den Euro als Sicheren Hafen ein. Der ist nicht abgeneigt, die ihm von dem Österreicher zugedachte Rolle anzunehmen und geht in Angriffsformation. Derweil werden die Weichen gestellt, dass marode Banken künftig mit EZB-Zentralbankgeld gerettet werden. Ein zweischneidiges Schwert für den EUR/CHF-Kurs.

Die Optimisten sind wieder am Drücker. Bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,1925 übernehmen sie das Ruder und kaufen den Euro in einem ersten Schnitt auf 1,1985 hoch. Der zweite Schritt wäre ein deutlicher Sprung über 1,20 - nicht so wie beim letzten Mal, als man bei 1,2005 hängen blieb.

Wegen dem hohen Haushalts- und Handelsdefizit der USA könnten Anleger Sicherheit im Euro suchen, sagte Nowotny auf der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Er verwies dabei auf eine binnen Jahresfrist erfolgte Aufwertung von 15% gegen den US-Dollar.

Auch die Gewinne des Euros gegen den Schweizer Franken können sich sehen lassen. Hier steht ein Plus von 12% zu Buche. JPMorgan, die größte US-Bank, erhöht nun ihre EUR/CHF-Prognose von 1,15 auf 1,19. Devisenexperten von Julius Bär sehen den Euro bei bis zu 1,30 Franken.

Banken in Italien und anderswo sind mit ihren faulen Krediten Grund zur Sorge für die Stabilität des Währungsraums. Das gilt umso mehr, nachdem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel einer gemeinsame Einlagensicherung, wie sie Draghi vor und hinter den Kulissen vehement fordert, auf absehbare Zeit eine Absage erteilte.

Nun läuft es wieder so wie im Sommer 2014: Damals forderte Draghi auf dem Notenbanker-Symposium in Jackson Hole von Merkel Geld für Konjunkturprogramme. Die Kanzlerin lehnte ab und so nahm Draghi das Ganze selbst in die Hand, in dem er massive Konjunkturstimuli über den Ankauf von Staatsanleihen lancierte. Die Zinsen für Euro-Südstaaten wurden gedrückt, die Regierungen sparen Zinsen und haben mehr Geld für Subventionen und Ausgabenprogramme.

Einlagensicherung mit Zentralbankgeld

Die EZB soll spezielle Möglichkeiten bei Bankenrettungen bekommen. Laut Vizechef Vitor Constancio benötigt die Notenbank einen direkten Hilfskanal von der Notenpresse in mit faulen Krediten überfrachtete Bankbilanzen. Die Notenbank will also Geld drucken, um Banken zu retten, auch weil sie die in deutschen, österreichischen- und niederländischen Sparkassen und Banken schlummernden hohen Einlagen wegen Merkels nein nicht anzapfen kann.

Kommt die Einlagensicherung über Zentralbankgeld ist das in der kurzen Sicht ein gute Nachricht für den Euro. Er könnte gegen den Franken weiter steigen, weil Bankenpleiten erst einmal vom Tisch wären. Langfristig handelt es sich um einen Albtraum, weil...
  1. es extrem unseriös ist, wenn Euros gedruckt werden, um Banken zu retten.
  2. die EZB-Bilanzsumme weiter steigt und der Verwässerung des Euros Vorschub geleistet wird.
Geschäftsbanken werden bereits seit Jahren mit Langfristkrediten von der EZB passiv gerettet. Nun soll eine aktive Komponente hinzukommen. In der langen Sicht führt das dazu, dass Banken ihre Kreditbücher über Gebühr mit faulen Krediten füllen, da sie sich sicher sein können, im Notfall gerettet zu werden. Das ist genau das Gegenteil von dem, was ein Währungsraum, der ein Sicherer Hafen ist, ausmacht.