Rekordjahr: So lehrt der Euro dem Franken das Fürchten
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Rekordjahr: So lehrt der Euro dem Franken das Fürchten

Für den Euro war 2017 ein voller Erfolg. Er hat 9,3% gegen den Schweizer Franken zugelegt. Es ist der stärkste Anstieg seit dem Bestehen der Eurozone. Die Anhänger des Euro wollen nicht gelten lassen, dass es sich womöglich um ein Strohfeuer handelt. Sie verweisen auf die Aushöhlung des Schweizer Finanzplatzes. Manövrieren sich die Eidgenossen gerade in die Sackgasse, so wie James Grant, Herausgeber des Grant’s Interest Rate Observer, sagt? Oder hat der Euro wegen Problem-Aufschieberitis eine schwere Zeit vor sich?

Anfang 2017 war 1 Euro lediglich 1,07 Franken wert. Am Jahresende sind es 1,17. Der Anstieg stellt alles in den Schatten. Das bisher beste Jahr hatte der Euro 2003. Damals legte er von 1,45 auf 1,56 Franken (+7,6%) zu. Die pure Kursentwicklung signalisiert, dass die Eurozone quasi neugeboren wurde. Dem widersprechen die Experten: "Die Eurozone ist wie ein Stuhl mit vier Beinen, wobei nur anderthalb Beine komplett sind", sagt der renommierte Börsenexperte Mohamed El-Erian der Schweizer Zeitung Finanz und Wirtschaft.



Demzufolge muss die Schweiz Mist gebaut haben, sonst hätte sich ihre Landeswährung nicht so stark wie noch nie gegen den Euro abgeschwächt. Dass es sich bei der Franken-Abschwächung noch um Aufholeffekte des Mindestkurs-Schock von Anfang 2015 handelt, darf man nicht gelten lassen. Der Schock wurde vom Devisenmarkt bis Februar 2016, als der Euro auf 1,12 Franken kletterte, abgearbeitet.

Die Schweizer Wirtschaft ist in weiten Teilen, vor allem im Verarbeitenden Gewerbe und dem Pharma-Bereich, exzellent aufgestellt. Sorge bereitet jedoch der Finanzsektor: "Heute steht der Schweizer Finanzplatz nur noch für Geheimniskrämerei zugunsten afrikanischer Despoten, die Geld verstecken", sagt Grant obiger Zeitung. Die Schweiz habe ihren einzigartigen Status, der sehr stark auf ihr Bankwesen zurückging, verloren. Er fasst zusammen:

"Made in Switzerland" genießt im globalen Handel nach wie vor ein ausgezeichnetes Renommee. Was das Prestige des Frankens betrifft, habe ich jedoch Zweifel."

Der Status des Schweizer Frankens als Sicherer Hafen ist somit beschädigt. Der Niedergang fing an, als UBS und Credit Suisse während der Finanzkrise arg ins Wanken gerieten. Die enorme Größe der beiden Banken im Vergleich zur Wirtschaftsleistung zeigte, dass die Schweiz nicht so sicher war, wie alle dachten. Dem Franken konnte das in den Jahren nach der Finanzkrise nichts anhaben, da im Euroraum und Dollarraum die Karren noch viel tiefer im Dreck steckten.


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