Ausblick: Schweizer Franken bloß nicht abschreiben
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Ausblick: Schweizer Franken bloß nicht abschreiben

Die Finanz-Ingenieure der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stehen im Zwielicht. Sie haben im Ausland gewildert. Mit Geld aus der Notenpresse kauften sie Aktien im Wert von mehr als Hundert Milliarden Franken. "Was das mit den Aufgaben einer Zentralbank zu tun haben soll, ist mir schleierhaft", sagt der US-Börsenexperte James Grant der Zeitung Finanz und Wirtschaft. Ferner hat die SNB so viele Bundesanleihen gekauft, dass sie größter Einzelgläubiger Deutschlands ist.

Der Negativzins von -0,75% ist der tiefste der Welt. Er soll Anleger davon abhalten, Geld in die Schweiz zu bringen und leistet der Beschädigung des Schweizer Finanzplatzes Vorschub. Man kann es auch anders ausdrücken: Die EZB ist mit ihren Instrumenten aus der Gruselkiste schon schlimm. Die SNB ist aber noch schlimmer. Das zeigt ein Vergleich der mit Papiergeld aufgeblähten Notenbankbilanzsummen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Die Schweiz kommt hier auf ein Verhältnis von 120%, die EZB auf 40%, die US-Notenbank (Fed) auf 25%.

Trotz des Abenteuerkurses der SNB hat der Euro keinen Freifahrtschein im Jahr 2018 noch einmal um 9% gegen den Franken zuzulegen. In der langen Sicht ist es ohnehin sinnlos gegen die Schweiz zu wetten. Sie versteht es wie kaum ein anderes Land, hausgemachte Probleme effizient zu lösen. Die Schwierigkeiten, die die Schweiz Ende der 1970er-Jahre hatte, wurden ebenso gelöst wie die Wirtschaftsstagnation von 1990 bis 1996. In der Eurozone ist die Mentalität eine andere: Die Merkel-Draghi-Juncker-Epoche steht dafür, ungelöste Probleme nachfolgenden Generationen aufzuhalsen.



Darüber hinaus dürfte der Umgang mit der Inflation zum zentralen Thema für den EUR/CHF-Kurs werden. Ein Überschießen der Inflation sei Draghis "bevorzugtes Risiko", meint das Devisen-Reserach der Bank of New York Mellon. Bei einem vorzeitigen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik wäre die Eurozone nämlich mit ihrer hohen Arbeitslosigkeit und hohen Schulden auf den nächsten Wirtschaftsabschwung schlecht vorbereitet, begründet das Geldhaus, das 1,8 Billionen US-Dollar verwaltet.

Draghi wird also lieber etwas mehr seiner Inflationssoße anrühren, deren Hauptzutaten ein weicher Euro und hohe Rohstoffpreise sind. Denn substanzielle Lohnerhöhungen, die er zum Anstieg der Kerninflation bräuchte, wird er nicht bekommen. Die Schweiz hat bereits angedeutet, sehr viel rigoroser gegen die Inflation vorgehen zu wollen. Auf Sicht von Jahrzehnten ist der Franken gegenüber Dollar, D-Mark, Franc, Lira etc. stärker geworden, weil die Geldentwertung in der Schweiz stets niedriger war als in den anderen Währungsgebieten.


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1. Teil: Rekordjahr: So lehrt der Euro dem Franken das Fürchten
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