Franken-Kredite: Die Aussitzen-Strategie perfektionieren
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Franken-Kredite: Die Aussitzen-Strategie perfektionieren

Ausblick 2017: Die Schweiz beißt in den sauren Apfel und senkt den Leitzins. Infolge purzelt der CHF 1-Monats-Libor (aktuell: -0,78%) unter -1%. Der CHF 3-Monats-Libor, an den noch mehr Banken in Österreich Franken-Kredite gebunden haben, fällt auf das Tief vom 26. Januar 2015 bei -0,96% zurück. Der Euro schießt kurz auf 1,12-1,15 Franken hoch. Wer jetzt nicht handelt, den beißen die Hunde.

Franken-Kreditnehmer starren wie das Kaninchen auf die Schlange auf die Exit-Strategie der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die effektive Zinsuntergrenze sei noch nicht erreicht, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Montagabend auf einer Veranstaltung in Basel. Neben Jordan erklärte SNB-Vize Zurbrügg diese Woche: "Der Franken ist weiterhin deutlich überbewertet".

Wenn die EZB aller Voraussicht nach ihr Wertpapierkaufprogramm im Dezember verlängern wird, müsste die SNB dem etwas entgegensetzen. Wählt die Schweiz die einfältige Variante, würde sie einfach noch mehr Euros kaufen, um den EUR/CHF-Kurs stabil zu halten. Effizienter mit Blick auf eine Exit-Strategie wäre es, den Schweizer Franken über einen Senkung des Negativzinses abzuschwächen.

Die Schweizerinnen und Schweizer würde dann zwar noch mehr Bargeld horten. Man käme damit aber offenbar zurande. Denn die Nachfrage nach Bargeld sei in der Schweiz bisher nicht massiv angestiegen, weil "die Bargeldhaltung teuer und riskant" sei, so Jordan. Die Schmerzgrenze beim Negativzins ist somit noch nicht erreicht.

Exit-Strategie

Aus der Sicht der SNB würde es Sinn machen, den Zins zu senken bzw. das Negativzins-Regime auf alle Konten, auch auf die von staatlichen Pensionsfonds, auszuweiten. Der Euro würde dann wahrscheinlich noch einmal kurz über sein Post-Mindestkurs-Hoch vom Februar 2016 bei 1,12 Franken steigen.

Nun könnte die SNB den Wechselkurs dem Spiel der freien Marktkräfte überlassen und aus der Sache mit den Euro-Stützungskäufen aussteigen. Die SNB hätte ein Polster, zumal die guten Wirtschaftsdaten der Schweiz darauf hindeuten, dass die Schmerzgrenze der heimischen Exporteure bei einem Euro-Wechselkurs von etwa 1,05 Franken liegen dürfte.

Für einen Franken-Fremdwährungskreditnehmer, der an seinem Kreditvertrag festhalten will, weil ihm die Banken bei einer Euro-Konvertierung schlechtere Bedingungen aufbürden, macht folgendes Sinn: Bei einem kurzen Hochschießen des Euros auf 1,12-1,15 Franken sichert er sich ab. Stop-Loss-Aufträge sind dazu freilich nicht geeignet.

Absicherung

Optionen sind das geeignete Instrument. Was die Feuerversicherung für das Haus ist, ist für den Franken-Fremdwährungskreditnehmer eine Put-Option auf den EUR/CHF-Kurs. Um Versicherungsschutz zu haben, zahlt man bei der Put-Option, wie bei einer Feuerversicherung, eine Prämie. Angenommen der Schaden tritt ein, weil der Euro von 1,12 auf 1,05 Franken fällt, ersetzt die Versicherung den Schaden.

Je tiefer der Euro-Franken-Kurs fällt, um so mehr Geld bekommt man. Sollte der Euro entgegen den Erwartungen über 1,15 oder 1,20 Franken steigen, profitiert man auch von einer solchen Entwicklung. Die Restschuld des Franken-Kredits schmölze ab. Der Wechselkursgewinn würde die Kosten der Optionsprämie immer noch deutlich übersteigen.

Niemand wird so richtig schlau aus den Österreichern. Das muss sich aus der Sicht der EU, die einen gemeinsamen Kapitalmarkt (Kapitalmarktunion) schaffen will, ändern. Im Kern geht es darum, wie die Österreicherinnen und Österreicher mit Geld umgehen. Aktien mögen sie nicht. Sie sind noch größere Aktienmuffel als die Deutschen, wie aus dem jüngsten "Global Wealth Report" der Allianz hervorgeht.

Beim Spekulieren auf Wechselkurse ist man hingegen (ungewollt) Europameister. Das zeigt die Geschichte mit den Franken-Fremdwährungskrediten. Insofern könnte der Kauf einer Versicherung gegen einen fallenden EUR/CHF-Kurs Sinn machen. Es gilt: Je höher der Euro steigt, um so günstiger wird eine solche Versicherung. Auf dem aktuellen Kurs von 1,0850 Franken ist die zu bezahlende Prämie noch recht hoch. Bei 1,12 wäre sie hingegen niedrig.

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