Fangen die Finanzmärkte Feuer?
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Fangen die Finanzmärkte Feuer?

Ist der große Traum von unsinkbaren Aktienmärkten ausgeträumt? IWF-Chefin Christine Lagarde warnt vor einer schwachen Weltwirtschaft und überstrapazierten Notenbankern. Europas Banken bluten. Vermeintlich sichere Häfen wie deutsche Bundesanleihen und der Schweizer Franken sind gefragt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) versucht mit ihrem antizyklischen Konzept gegenzuhalten. Handelt es sich um das übliche Geplänkel ("Franken ist überbewertet") oder steckt mehr dahinter?

Weil sich die Weltwirtschaft im letzten halben Jahre weiter abgeschwächt habe, seien die gewählten Politiker aufgefordert, zu handeln, sagt die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, bei einer Rede an der Universität Frankfurt. Die Notenbanken könnten diesen Part nicht übernehmen, da sich nicht mehr an vorderster Front stünden. Die Französin wirbt für Strukturreformen und öffentliche Investitionen zur Steigerung des Wachstumspotentials.

Die Geschäftsbanken im Euroraum bekommen den meisten Gegenwind. Italiens Großbanken (Intesa Sanpaolo, Unicredit) stehen kurz davor unter ihre Rekordtiefs vom Februar abszusacken. Auch die Deutsche Bank weitet ihre Verluste aus. Börsianer sehen das als Indiz dafür, dass die Sache mit den CoCo-Anleihen nicht ausgestanden ist. Die Aktie notiert bei 14,33 Euro - nach 18,53 Euro Mitte März. Die Kosten für die Absicherung vor Bankenpleiten mittels Credit Default Swaps steigen, wie der "iTraxx Senior Financial Index" zeigt.


Deutsche Bundesanleihen nehmen im Ranking der Anleger derzeit eine Spitzenposition ein. Ihre Anleihekurse steigen und steigen. Im Gegenzug sinken die Zinsen. Die Renditen der Zehnjährigen fallen auf ein 12-Monatstief bei 0,09%. Neben der erhöhten Nachfrage nach sicheren Häfen lässt sich der Zinsrückgang auf die Aufstockung des Wertpapierkaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückführen. Es ist schon paradox, dass die staatliche EZB privaten Anleger diese Papiere vor der Nase wegschnappt.

Was den Schweizer Franken angeht, so gebe es nach wie vor eine Überbewertung, stellte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, am Montagabend auf einer Veranstaltung im Kanton Aargau fest. "Die Nationalbank hat weiterhin Möglichkeiten, expansiv zu wirken", so Jordan.

Sind die Schweizer wieder einmal ihrer Zeit voraus und schwimmen gegen den Strom, fragen sich Marktbeobachter. Es wäre schon einigermaßen verwunderlich, wenn die SNB die Geldpolitik weiter lockern würde, wo IWF-Chefin Lagarde gerade festgestellt hat, dass die Notenbanken ihr Pulver verschossen haben. Dass IWF und SNB oft überkreuz liegen, zeigte bereits die Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken. Lagarde soll sehr verärgert gewesen sein, dass Jordan sie über den Abschaffung der Stützgrenze im Vorfeld nicht unterrichtet hatte.
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