Böse Überraschung abwehren: Die Tilgungs-Stellschraube
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Böse Überraschung abwehren: Die Tilgungs-Stellschraube

138.000 österreichische Haushalte haben einen Fremdwährungskredit. Der zu tilgende Betrag liegt im Schnitt bei 180.000 Euro, wie die Aufzeichnungen der Finanzmarktaufsicht in Wien (FMA) zeigen. Für viele Kreditnehmer stellt sich wegen tiefer Zinsen die Frage, ob man gutes Gewissens die Zinsersparnis verkonsumieren kann. Wer das mache, betrüge sich selbst. Das Geld müsse in die Rückzahlung gesteckt werden, sagen die Tilgungs-Befürworter.

Beim Anblick der Zinsentwicklung des CHF 3-Monats-Libor wird es Franken-Kreditnehmern warm ums Herz. Der Zinssatz lag im Jahr 2000 noch bei 3,5% und 2008 bei 3%. Kreditnehmer mit einem Zinsaufschlag (Marge) von 1% zahlten 4-4,5% Zinsen. Bei einem Franken-Kredit im Gegenwert von 180.000 Euro wurden 8.100 Euro pro Jahr nur für den Zinsdienst fällig.

Inzwischen liegt der CHF 3-Monats-Euribor bei -0,75%. Unter Berücksichtigung der Marge beläuft sich der Kreditzins auf mickrige 0,25%. Bei einer Kreditsumme von 180.000 Euro zahlt man lediglich 450 Euro pro Jahr und spart sich 7.650 Euro gegenüber der Kalkulation beim Abschluss des Kreditvertrages. Diese Zinsersparnis könne man ohne Reue verkonsumieren. Am Ende werde sowieso alles gut, weil der Euro-Franken-Kurs in den kommenden Jahren steigen werde, sagen die Tilgungs-Gegner.


In jedem Lehrbuch über Verbraucherkredite steht geschrieben: Niedrigzinsen sind für vorzeitige Tilgungen unbedingt auszunutzen. Das heißt: Die Zinsersparnis ist als Sondertilgung in den Abbau der Kreditsumme zu stecken. Nur dort gehöre sie hin, erklären die Tilgungs-Befürworter.

Es mache auch keinen Sinn die Zinsersparnis in eine Geldanlage zu stecken, die eine optisch schön anzuschauende Rendite von 3% oder mehr aufweist. In 99% der Fälle überwiege die Kostenersparnis der Sondertilgung den möglichen Zusatzverdienst der Geldanlage. Privatleute müssen beim Kauf von Finanzprodukten hohe Gebühren/Provisionen zahlen, und das Geld darf oft über mehrere Jahre nicht angerührt werden.

Fazit:
Franken-Kreditnehmer befinden sich in einem moralischen Dilemma. Auf der einen Seite hat ein Schuldner bares Geld mehr in der Geldbörse, weil er auf seinen Kredit kaum Zinsen zahlt. Auf der anderen Seite ist der Wechselkursverlust. Der steht aber nur auf dem Papier und wird bei langen Restlaufzeiten oft nicht so stark beachtet. Die Versuchung ist groß, die Zinsersparnis zu verkonsumieren, wovon Experten dringend abraten.

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