Neuer Mindestkurs ein Hirngespinst von Hinterbänklern
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Neuer Mindestkurs ein Hirngespinst von Hinterbänklern

Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, erteilt der Einführung eines neuen Mindestkurses eine Absage. Die von einem selbsternannten Expertenkreis aufgeworfene Idee, wonach Jordan entweder einen neuen Mindestkurs einzuführen hat oder abgelöst wird, dürfte damit vom Tisch sein.

"Befürchtungen, wonach die Wirtschaft und insbesondere die Industrie nach der Aufhebung des Mindestkurses kollabieren würden, haben sich nicht bewahrheitet", sagt Jordan im Gespräch mit der "Handelszeitung".

Damit kontert der Notenbankchef eine Behauptung des Wirtschaftspolitikers und emeritierten Professor an der Universität St. Gallen, Franz Jäger. Dieser sagte: "In der Schweiz hat eine Deindustrialisierung eingesetzt, die Situation ist dramatisch."


Jordans Antwort auf die Feststellung des Journalisten, wonach es problemlos möglich wäre einen Euro-Mindestkurs bei 1,10 Franken einzuführen, lautet: "Unsere Geldpolitik ist klar. Sie basiert auf zwei Säulen: Den Negativzinsen und der Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Dies soll insgesamt den Druck auf den Franken mindern."

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Die Putschisten scheinen schlechte Karten zu haben. Jäger hatte am Wochenende in der "Neuen Zürcher Zeitung" Jordans Ablösung ins Spiel gebracht, sollte er sich weigern, einen neuen Mindestkurs einzuführen.

Der Forderung nach einem neuen Mindestkurs schlossen sich ein früherer SNB-Direktor, ein UBS-Volkswirt und weitere an. Die selbst ernannten Experten haben aber offenbar keine Machtbasis. Die Berner-Regierung ignorierte den Vorstoß.

Nicht zu unterschätzen ist, dass Jordan mit seinem Kurs mehrheitlich die Bevölkerung auf seiner Seite haben dürfte. Die Schweizerinnen und Schweizer wollen lieber eine Starkwährung als eine Weichwährung. Sonst könnte man genauso gut dem Euroraum beitreten und das deutsche Geschäftsmodell, Exporterfolge gegen Hilfspakete, übernehmen.