Banken-Liebling Schelling fehlt Weitblick bei CHF-Krediten
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Banken-Liebling Schelling fehlt Weitblick bei CHF-Krediten

Die Verluste sind auf einen Schlag weg. Franken-Kreditnehmer sind in der Lage ihre Darlehen zum Wechselkurs bei Kreditabschluss zu wandeln. In vielen Fällen kommt ein Eurokurs von 1,40 bis 1,50 Franken zum tragen. Was für österreichische Franken-Kreditnehmer unvorstellbar ist, ist für kroatischen Franken-Kreditnehmer seit einer Woche gängige Praxis. Österreichs Finanzminister, der sich als oberste Schützer der hiesigen Banken sieht, schäumt vor Wut.

Ein seit dem 30. September 2015 in Kraft gesetztes Gesetz ermöglicht es 53.000 kroatischen Haushalten ihre Franken-Kredite risikolos und komplett auf Kosten der Banken in Euro zu wandeln. Der Umtausch von Franken-Kredite in Euro wird nach Einschätzung der kroatischen Notenbank rund acht Milliarden Kuna (1,06 Milliarden Euro) kosten. In Kroatien wird der Bankenmarkt von österreichischen Tochterbanken dominiert.

Österreichs Finanzminister Schelling wirft Zagreb eine "rein nationalistische Vorgehensweise" vor und kritisierte, dass nur die Banken zur Verantwortung gezogen würden, nicht aber die Kreditnehmer. Das gleiche könnte die deutsche Regierung über die Vorgehensweise Schellings sagen. Er mutet den Gläubigern der Hypo Alpe Adria, an einigen von ihnen ist der deutsche Staat beteiligt, wegen des geplanten Schuldenschnitts Milliardenverluste zu.


Schelling sorgt auch bei seinen heimischen Franken-Kreditnehmern für Unmut. In Österreich müssen die Banken keinen Beitrag leisten, um das Desaster mit den Franken-Krediten zu beseitigen. Ein Finanzpolitiker mit Weitblick handele anders, sagen Kritiker. Weil Schelling den Franken-Kreditnehmern nicht hilft (z. B. mit Sonderabschreibungen auf Kursverluste), sind diese tief verunsichert und schränken ihren Konsumausgaben ein. Dadurch wird das Wirtschaftswachstum in Österreich gebremst und Schelling hat weniger Steuereinnahmen.

Bei den österreichischen Haushalten mit Franken-Krediten handelt es sich oft um die einkommenstarken Verdiener in der Altersgruppe von 30 bis 50 Jahren. Sie haben in der Regel die höchsten Konsumausgaben und zahlen die meisten Steuern. Dass man solche Kreditnehmer bis zur Abreifungsspitze 2020-2025 - dann müssen die meisten Franken-Kredite zurückgezahlt werden - im Ungewissen lässt, kann man eine ökonomische Geisterfahrt sondergleichen nennen.

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