Nationalbank soll Bazooka auspacken
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Nationalbank soll Bazooka auspacken

„Ich würde der SNB dringend raten, dass man das Kursziel hochsetzt. Ich würde auf mindestens EUR/CHF 1,35 gehen.“ Dies sagte der deutsche Volkswirt Peter Bofinger gegenüber cash.ch. Bofinger berät als Vertreter der Arbeitnehmerseite die Bundesregierung von Kanzlerin Angela Merkel (Wirtschaftsweiser). Derweil verharrt der Eurokurs bewegungslos bei 1,2060 CHF.

Bofinger vergleicht die Schweiz in diesem Zusammenhang mit der Volksrepublik China. Das Reich der Mitte habe ebenfalls hohe Währungsbestände aufgebaut und sei damit gut gefahren. Die Finanzmärkte seien wie eine Schafherde. Weil sie einen Mindestkurs von EUR/CHF 1,20 akzeptiert hätten, würde die Schafherde auch 1,35 oder 1,40 mitmachen, so Bofinger.

„Wenn die SNB in Richtung 1,35 oder 1,40 geht, dann riskiert sie zwar, dass die Märkte einer Verteidigung der Grenze keinen Glauben schenken. Somit müsste die Nationalbank im größeren Stil Devisen kaufen und würde betriebswirtschaftliche Verluste einfahren. Solche Verluste seien aber im Vergleich zu den volkswirtschaftlichen Risiken eines Mindestkurses bei EUR/CHF 1,20 vernachlässigbar“.

Tickende Zeitbombe

Von einer tickenden Zeitbombe in Verbindung mit der Franken-Druckerei der Nationalbank sprach im Dezember 2011 der Leiter der Finanzanalyse Alfred Roelli von der Schweizer Privatbank Pictet gegenüber der Handelszeitung. Um die Wechselkursuntergrenze bei 1,20 durchzusetzen, musste die Schweizerische Nationalbank ihre Geldmenge verfünffachen.

„Die Schweizerinnen und Schweizer haben es mit einer tickenden Zeitbombe zu tun. Das Geld kann jederzeit in den Wirtschaftskreislauf einsickern“, erläuterte Roelli. „Problematisch ist, dass sich die von der Nationalbank produzierte Geldmenge mittlerweile auf zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der Schweiz beläuft. In den USA liegt dieses Verhältnis bei 20 Prozent.“

Derweil warnte die SNB in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung vom 15. März 2012 ausdrücklich vor Risiken: „Am Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarkt für Wohnliegenschaften gibt es vermehrt Anzeichen von Ungleichgewichten. Bei einer weiteren Zunahme dieser Ungleichgewichte können erhebliche Risiken für die Finanzstabilität entstehen“, schreiben die Währungshüter.
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