Zwischen 2020 und 2025 zeigt der EUR/CHF-Kurs einen insgesamt klar abwärtsgerichteten Verlauf, unterbrochen von mehreren Phasen der Konsolidierung und kurzen Aufwärtskorrekturen. Diese Entwicklung spiegelt sowohl strukturelle Unterschiede in der wirtschaftlichen Stabilität als auch geldpolitische Reaktionen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wider.
Im Jahr 2020 begann die Abwertung des Euro gegenüber dem Franken in einem Umfeld, das von der COVID-19-Pandemie geprägt war. Während die EZB mit umfangreichen Anleihekäufen und Zinssenkungen auf die Krise reagierte, blieb die SNB zurückhaltender, was die Attraktivität des Franken als sicherer Hafen verstärkte. Der Euro konnte sich Mitte 2021 noch einmal leicht erholen, was mit der temporären Erholung der europäischen Wirtschaft nach den ersten Pandemiewellen zusammenhing.
Doch bereits Ende 2021 und vor allem 2022 setzte eine scharfe Abwärtsbewegung ein. Diese Phase korreliert mit dem Beginn der Energiekrise in Europa nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, der die Inflationsraten im Euroraum stark ansteigen ließ, während die Wirtschaft gleichzeitig in eine Stagnation rutschte. Die EZB reagierte zunächst zögerlich auf die steigende Inflation, was das Vertrauen in die europäische Geldpolitik schwächte. Erst ab Mitte 2022 begann sie mit einer Serie von Zinserhöhungen, doch diese kamen spät und hatten nur begrenzte Wirkung auf den EUR/CHF-Kurs.
Die SNB hingegen überraschte im Juni 2022 mit ihrer ersten Zinserhöhung seit 15 Jahren und setzte diesen Kurs in den folgenden Quartalen fort, was dem Franken weiteren Auftrieb verlieh. Der steile Absturz des Euro bis Ende 2022 lässt sich auch mit Kapitalflucht in den als stabil geltenden Schweizer Franken erklären, in einem Umfeld geopolitischer Unsicherheit und hoher Energiepreise in Europa.
Im Jahr 2023 zeichnete sich eine gewisse Stabilisierung ab, der Euro konnte sich moderat erholen, was mit rückläufigen Inflationsraten im Euroraum zusammenhing. Doch die wirtschaftliche Erholung blieb begrenzt. Die SNB hielt an ihrer restriktiven Geldpolitik fest, um die Inflation in der Schweiz – die im Vergleich zum Euroraum deutlich niedriger war – unter Kontrolle zu halten.
2024 spielten mehrere Faktoren eine Rolle spielten. Zum einen begannen sich Sorgen über ein mögliches wirtschaftliches Auseinanderdriften der Euro-Mitgliedstaaten erneut zu zeigen, insbesondere mit Blick auf die Schuldentragfähigkeit von Frankreich. Zum anderen wurde klar, dass die Schweizer Wirtschaft zwar unter dem starken Franken litt, die SNB aber bereit war, diesen Preis zu zahlen.
In der ersten Jahreshälfte 2024 kam es zu einer Aufwärtsbewegung des EUR/CHF, die teilweise auf Spekulationen über fiskalpolitische Lockerungen in Europa zurückzuführen war. Diskussionen über gemeinsame Verteidigungsausgaben, etwa in Form eines neuen EU-Sonderfonds, führten zu Kapitalzuflüssen in den Euro. Anfang 2025 verstärkten sich diese Hoffnungen, als deutsche und französische Politiker aktiv für neue Investitionsprogramme warben, insbesondere im Verteidigungsbereich.
Gleichzeitig kündigte die EZB im Februar und April 2025 zwei weitere Zinssenkungen an, um den durch Trumps Handelspolitik belasteten Welthandel zu stützen. Diese geldpolitische Lockerung schwächte den Euro erneut. Auf der anderen Seite erklärte die SNB im März 2025, dass sie bereit sei, sowohl Zinssenkungen als auch Devisenmarktinterventionen einzusetzen, um eine übermäßige Frankenstärke zu verhindern – allerdings nicht bedingungslos.
Insgesamt lässt sich der EUR/CHF-Verlauf von 2020 bis 2025 als Spiegelbild wirtschaftlicher Schwächen in der Eurozone, geopolitischer Risiken und einer glaubwürdigeren, stabilitätsorientierten Schweizer Geldpolitik interpretieren. Die Bewegungen deuten darauf hin, dass der Franken wegen der niedrigen Geldentwertung in der Schweiz systematisch aufwertet, während der Euro auf politische Ankündigungen und fiskalische Hoffnung reagiert – allerdings meist nur temporär.
2000-2020
Der Euro sank gegenüber dem Schweizer Franken von 1,60 Euro Anfang 2000 auf 1,05 Mitte 2020. Dadurch hat die Gemeinschaftswährung etwas mehr als ein Drittel (-34,4%) ihres Wertes verloren. Bis Herbst 2007 lag der Euro im Plus. Es folgten erdrutschartige Verluste. Beim Ausblick bis 2025 gibt es etwas Licht und viel Schatten.2000-2007: Die Kursentwicklung Schweizer Franken - Euro lief so, wie sich das die Gründungsväter des Euros vorstellten. Es ging sukzessive nach oben. Die junge Währung gewann an Vertrauen und brachte sich bereits wenige Jahre nach ihrer Einführung in Stellung die Leitwährung US-Dollar herauszufordern.
Im Oktober/November 2007 gab es für 1 Euro 1,68 Franken. Möglich war das auch, weil in Deutschland und Österreich das Geschäft mit Franken-Krediten boomte. In Österreich waren es vor allem private Haushalte in Vorarlberg, welche Anfang der 00er-Jahre die hohen Euro-Zinsen abschreckten. Wenig später erfasste ein Franken-Kreditboom das ganze Land.
Auch unzählige deutsche Kommunen flüchteten in die Schweiz. Hier waren die Zinsen merklich niedriger. Es war eine Zeit, in der die junge Europäische Zentralbank (EZB) eine Geldpolitik nach dem Vorbild der Deutschen Bundesbank betrieb.
2008 brach die Weltfinanzkrise aus. Ab 2010 kam die Euro-Schuldenkrise hinzu. Von diesem Doppelschlag konnte sich die Kursentwicklung Euro - Schweizer Franken nie wieder erholen. Es stellte sich heraus, dass in den Euro-Südstaaten vieles nur auf Sand gebaut war.

Bis 2007 sah es danach aus, dass Spanien, Portugal und Griechenland den großen Abstand zu den Euro-Nordstaaten Deutschland, Österreich und den Niederlanden verkleinern könnte. Tatsächlich war das Gegenteil der Fall.
Die Europäische Zentralbank (EZB) schlüpfte in die Rolle als Geldverleiher letzter Instanz und machte die Leitzinsen sogar negativ. Die stabilitätsorientierten Vorsätze der Deutschen Bundesbank wurden über Bord geworfen. Der französische EZB-Chef Jean-Claude Trichet brach ein Tabu und kaufte Staatsanleihen.
Sein Nachfolger, der Italiener Mario Draghi, versprach mit "Whatever it Takes" unbegrenzt Euros zu drucken. Er baute die EZB zu einer südeuropäischen Notenbank um. Ein bemerkenswerter Vorgang, als Spanier und Italiener einst unbedingt den Euro wollten, weil sie ihre nationalen Weichwährungen satt hatten.
Frankenschock
Der Gegenwind von der EZB-Notenpresse wurde so stark, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine von ihr 2011 eingeführte Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken aufgeben musste. Die Kursentwicklung krachte Anfang 2015 auf 1 Euro = 1 Franken.
Von diesem Schock konnte sich der Euro wider Erwarten recht schnell erholen. Dank eines kräftigen Konjunkturaufschwung in der Eurozone kletterte der Euro-Franken-Kurs bis April/Mai 2018 auf 1,20. Dann stellte sich heraus, dass auch diesem Aufschwung ein solides Fundament fehlte.
Zu allem Überfluss aus der Sicht des Euros kam dann noch die Corona-Pandemie. Sie beherrscht die Kursentwicklung seit 2020. Wie geht es bis 2025 weiter? Es gibt zwei Möglichkeiten:
1) Euro-Comeback
Die Eurozonen-Wirtschaft erholt sich dank des vielen Geldes aus der EZB-Notenpresse so wie zwischen 2016 und 2019. Dies würde dem Eurokurs ermöglichen, auf 1,10 bis 1,20 Franken zu steigen.
2) Parität
Es gibt einen kleinen Post-Corona-Aufschwung. Danach geht es unmittelbar in die Stagnation. Geld aus der EZB-Notenpresse ist nicht länger in der Lage das Wachstum anzukurbeln. Die hohen Schuldenstände in Südeuropa bremsen. Der Euro-Franken-Kurs fällt auf eins.
Es muss immer mehr Geld aus dem Norden in den Süden geleitet werden. Vergleichbar ist das mit Deutschland nach der Wiedervereinigung. Transferzahlungen hielten das Wachstum 15 Jahre niedrig. Die innerdeutschen Transfers enden nun, der Solidaritätszuschlag wird abgeschafft.
Dafür geht es jetzt auf der Ebene des Euro-Währungsgebietes weiter. Deutschland, Österreich und die Niederlande müssen deutlich mehr Geld in den EU-Haushalt einschießen. Dieses wird dann über Brüssel nach Griechenland, Italien, Spanien und Portugal weitergeleitet.