Franken-Kredite: Notwendigkeit einer Euro-Konvertierung steigt
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Franken-Kredite: Notwendigkeit einer Euro-Konvertierung steigt

Der Euro-Franken-Kurs macht eine 180-Grad-Kehrtwende. Auf den ersten Blick scheint für ein Fremdwährungskreditnehmer unerheblich, ob er zu einem Eurokurs von 1,0650 Franken konvertiert/zurückzahlt oder 1,05. Der Eindruck täuscht gewaltig.

Der Euro-Franken-Kurs kletterte von 1,05 am 18. Mai auf 1,0650 am 19. Mai 2020. Anschließend sackte er auf 1,0575 ab, um dann am Himmelfahrt erneut auf 1,0650 zu steigen. Es folgte die fast schon obligatorische Gegenbewegung. Aktuell gibt es für 1 Euro 1,0584 Franken.

Wer vor 14 Jahren einen Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro aufnahm, tat dies zu einem Euro-Franken-Kurs von 1,55:
  • Konvertiert der Kreditnehmer zu einem Eurokurs von 1,0650 Franken, muss er 218.309 Euro zurückzahlen bzw. anschlussfinanzieren.
  • Bei einem Eurokurs von 1,05 Franken sind es hingegen 221.429 Euro, also gut 3.000 Euro mehr.
  • Sollte der Euro bis August 2020 auf 1,02 Franken sinken, so wie Goldman Sachs prognostiziert, wären es 227.941 Euro.
  • Bei einem Anstieg auf 1,08 bis September 2020, wie ihn die Erste Group voraussagt, läge die Kreditschuld bei 215.278 Euro.
Restschuld Entwicklung Franken-Fremdwährungskredit zu verschiedenen Wechselkursen (Säulendiagramm)


"Beträgt die Restlaufzeit Ihres Kredites nur noch wenige Jahre, ist es einfacher, nichts zu verändern. Sie warten einfach ab, wie die Situation am Ende der Kreditlaufzeit aussieht", sagen die Wohnbau Finanzexperten von Infina.

Diese Variante sei empfehlenswert, wenn man eine Verbesserung der aktuellen Situation erwarte oder über ausreichende Bonität für einen Anschlusskredit verfüge.

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht kurz davor ihre Ankäufe von Staatsanleihen auszuweiten. Marktteilnehmer rechnen mit einer Aufstockung des Corona-Anleihenkaufprogramms von 750 Milliarden Euro auf 1,25 Billionen Euro.

Wie reagiert der Euro-Franken-Kurs darauf? Als die EZB im März 2016 ihre monatlichen Anleihenkäufe von 60 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro erhöhte, notierte der Euro bei 1,10 Franken. Er sank dann bis Februar 2017 auf 1,06 Franken.

Dann sprang die Konjunktur in der Eurozone an. Die Wachstumsraten lagen mehrere Jahre am Stück bei 2%. Wirtschaftswachstum heilt an den Finanz- und Devisenmärkten alle Wunden, und so schoss der Euro-Franken-Kurs bis April 2018 auf 1,20 hoch.

Im Prinzip muss jeder Franken-Kreditnehmer selbst eine Einschätzung treffen, ob sich das Miracle wiederholt. Jene, die sagen: "Ja, die Eurozone ist stark genug und schafft das noch einmal", halten an ihrem Franken-Kredit fest. Skeptiker konvertieren in den Euro.

"Haben Sie noch mindestens 10 Jahre Kreditrestlaufzeit vor sich und verfügen über ausreichende Bonität, hängt alles davon ab, ob die aktuelle Situation Sie emotional allzu stark belastet. Überlegen Sie sich Alternativen, z. B. den Wechsel auf ein Euro-Kreditmodell", empfiehlt Infina.

Aber auch hier muss sich jeder sein eigenes Bild machen. Ob es mit dem Euro-Franken-Kurs nach oben oder unten geht, hängt zu 90% von der Eurozone ab. Die Schweiz mit ihrer politischen Neutralität und dem erfolgreichen Wirtschaftsmodell ist eine Konstante.

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