Franken-Kredite: Gibt es einen rettenden Strohhalm?
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Franken-Kredite: Gibt es einen rettenden Strohhalm?

Der Eurokurs purzelt auf 1,0570 Franken. Damit erhöht sich die Restschuld eines typischen Franken-Kredits in Österreich um knapp 10.000 Euro. Wer 2006 ein Darlehen im Gegenwert von 100.000 Euro zu einem Eurokurs von 1,55 Franken aufnahm, muss 146.641 Euro zurückzahlen. Vor einem Jahr gab es für den Euro noch 1,14 Franken. Die Restschuld war 135.964 Euro.

Weil der Euro-Franken-Kurs gerade eine wichtige Unterstützung bei 1,0620 gerissen hat, trübt sich der Ausblick für Fremdwährungskreditnehmer weiter ein. Der nächste Unterstützungsbereich liegt erst bei 1,0250-1,03. Bei einem Absinken des Eurokurses auf dieses Niveau würde die Restschuld auf 150.485 Euro steigen. Der Kreditnehmer müsste 50 Prozent mehr zurückzahlen.

Möglicherweise handelt es sich, wie bei den CHF-Libor-Zinsen, um ein Fehlsignal. Der CHF 1-Monats-Libor kletterte zu Jahresbeginn auf -0,76%. Das war seinerzeit der höchste Stand seit 2015. Der CHF 3-Monats-Libor stieg auf -0,67%. Franken-Kreditnehmer schwebten in Gefahr wieder Zinsen bezahlen zu müssen, als ihre Aufschläge nicht mehr ausreichten.

Diese Gefahr hat sich nicht bewahrheitet. Die Schweizer Zinsen tauchten in den letzten zwei Monaten erneut ab. Der CHF 1-Monats-Libor liegt aktuell bei -0,86%. Der CHF 3-Monats-Libor bei -0,79%. Eine Leitzinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist wegen der Abkühlung der Konjunktur vom Tisch. Es sieht vielmehr danach aus, als müsste die SNB ihren Leitzins (aktuell: -0,75%) senken.

Säulendiagramm der Restschuld eines Franken-Fremdwährungskredits zum jeweiligen EUR/CHF-Kurs von 2006 bis 2020

Der Euro hat sich in den letzten vier Monaten gegenüber dem Schweizer Franken um 4,2% abgeschwächt. Anfang Dezember 2019 gab es für 1 Euro noch 1,1030 Franken. Versuche, die Abwärtsbewegung zu beenden, sind zuletzt mehrmals bei 1,07 gescheitert. Man sollte allerdings nicht ausschließen, dass die Schwarzmaler eines Besseren belehrt werden und der Euro doch noch merklich zulegt.

Beim Euro-Dollar-Kurs sah es bis vor kurzem auch so aus, als würde er ins Bodenlose fallen. Er sank Mitte Februar mit 1,0780 auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Dann kam es zu einer plötzlichen Trendumkehr. Die Devisennotierung steigt seitdem wie von der Tarantel gestochen. Bis zu 1,1350 Dollar gab es zuletzt für 1 Euro.

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