Weniger SVP-Support für den Franken
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Weniger SVP-Support für den Franken

"Der Schweizer Franken dürfte auch in den kommenden Monaten in der Gunst der Anleger bleiben und EUR/CHF deshalb auf gedrückten Niveaus verharren", sagt die Graubündner Kantonalbank. Aktuell gibt es für den Euro 1,10 Franken – nach 1,08 vor anderthalb Monaten. Dank politischem Rückenwind aus Bern könnte es in den kommenden Monaten um weitere 2 Rappen auf 1,12 hochgehen. Der Crash am Repo-Markt führt derweil allen wieder einmal vor Augen, dass man den Schweizer Franken gerade im späten Konjunkturzyklus, in dem sich ganz Europa befindet, NIEMALS abschreiben darf.

Die Schweizerische Volkspartei (SVP) favorisiert einen möglichst harten Franken. Ihr Einfluss auf die Währungspolitik des Landes schwindet etwas, weil sie bei der Parlamentswahl vier Prozent verlor. Das linke politische Lager mit den Grünen legte hingegen um neue Prozentpunkte zu. Damit haben sich die Machtverhältnisse im Bundesrat im Bern etwas verschoben. Der Bundesrat ernennt den Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und hat damit einen sehr großen Einfluss auf die Geld- und Währungspolitik.

Dem bis 2012 amtierenden SNB-Chef Philipp Hildebrand war die Stärke des Schweizer Frankens ein Dorn im Auge. Für Schweizer-Verhältnisse lässt sich Hildebrand als ein Weichwährungs-Notenbankchef einstufen. Sein Nachfolger Thomas Jordan ist von dem Weichwährungskurs abgerückt, in dem er Anfang 2015 aus heiterem Himmel von Hildebrand eingeführten Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken abschaffte. Für Jordan ist eine Franken-Aufwertung durchaus okay. Sie darf aber nicht plötzlich und zu schnell erfolgen.

Das faule Ei


US-Staatsanleihen sind das Schmiermittel des globalen Finanzsystems. Banken können sie mittels Rückkaufvereinbarung (Repurchase Agreement, Repo) verpfänden und sich so kurzfristig benötigte Liquidität beschaffen. Es ist das gleiche Prinzip wie bei einem Pfandleihhaus. Der Verpfänder hinterlegt seine vermeintlich teure Uhr und bekommt dafür Cash. Um die Uhr zurückzubekommen, muss er das geliehen Geld plus Aufschlag (Zins) zurückzahlen.

Dieser Aufschlag ist auf dem US-Repomarkt am 17. September 2019 von 2% auf 10% hochgeschossen. Um den Zins wieder runterzubekommen, druckte die US-Notenbank (Fed) hunderte an Milliarden frische US-Dollar. Die Pfandleihhäuser nehmen nicht mehr so ohne weiteres US-Staatsanleihen an. Das hängt wiederum mit der überbordenden US-Staatsschulden zusammen. Die Neuverschuldung wird in diesem Jahr wegen Steuersenkungen, der Erhöhung des Verteidigungsetats und Ausgabenprogrammen bei knapp 5% des Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegen.

US-Finanzminister Mnuchin muss sich immer stärker durch die Platzierung von Staatsanleihen verschulden. Der Privatsektor kann ihm die ganzen Papiere nicht mehr abnehmen, drum springt die US-Notenbank ein. Und die Fed verbreitet Fake News: Obschon sie seit kurzem 60 Milliarden Dollar pro Monat pumpt und kurzfristige Staatsanleihen kauft, behauptet Notenbankchef Powell, es handele sich nicht um ein neues Ankaufprogramm von Staatsanleihen (QE).

EUR/CHF-Ausblick


Die linke-Tasche-rechte-Tasche-Spiele von Mnuchin und Powell kratzen am Image des US-Dollar. Damit stellt sich die Frage: Wer profitiert stärker von der sich anbahnenden Schwächephase der Leitwährung: Der Euro oder der Schweizer Franken? Wäre die Konjunkturexpansion in einem frühen Stadium, hätte der Euro die Nase vorn. Er ist groß genug, um es mit dem Dollar aufzunehmen. Der Euro wäre wieder der Anti-Dollar aus der Zeit vor Draghi. Allerdings zeigen die mit Unsummen an Notenpressengeld unterfütterten BIP-Wachstumszahlen nach unten.

Damit kommt der Status des Schweizer Frankens als Sicherer Hafen Bedeutung zu. Es spricht vieles dafür, dass der Franken gegen den US-Dollar in den nächsten Jahren stärker aufwerten wird als der Euro gegen den Dollar. Das wiederum würde zu einem weiteren Absinken des Euro-Franken-Kurs führen. Als die Eurozone im April/Mai 2018 die Hälfte und den Höhepunkt ihrer Konjunkturexpansion erreicht hatte, hatte es für 1 Euro 1,20 Franken gegeben.

Seitdem schwächt sich das Wachstum ab und eine Rezession kommt näher. Infolge sinkt der Euro-Franken-Kurs. Er verhält sich ähnlich wie am Ende der letzten Konjunkturexpansion 2007. Damals kletterte der Euro auf ein Rekordhoch bei 1,68 Franken. Dann ging alles den Bach runter. Der Zusammenbruch der Realwirtschaft verlief wegen der Finanzkrise im Zeitraffer. Dieses Mal ist die Karenzzeit bis zum Eintauchen in eine Rezession länger.

Die Notenbanken zögern den Tag x mit unzähligen Wertpapierkaufprogrammen und Geld aus der Notenpresse hinaus. Bald haben wir eine Situation, in der Fed, EZB, Bank von Japan jeden Monat 200 Milliarden Dollar drucken, um ein Mini-Wirtschaftswachstum von 0,3% pro Quartal zu bekommen. Das ist in etwa so, wie wenn ein Lottospieler für alle möglichen Zahlenkombinationen Tippscheine kauft, um den Jackpot zu knacken.