Deutschland hat den EUR/CHF-Kurs in der Hand
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Deutschland hat den EUR/CHF-Kurs in der Hand

Was in Deutschland passiert, hat großen Einfluss auf den Euro-Franken-Kurs. Kommt es in Europas größter Volkswirtschaft zu einem Staatsschulden-Sinneswandel, so wie es die aktuellen Meinungsumfragen nahe legen, würde die EZB kürzer treten. Der Euro hätte dann eine Möglichkeit gegenüber dem Schweizer Franken verlorenes Terrain zurückzuerobern.

"Bis Ende September wird die Europäische Zentralbank laut einer Reuters-Umfrage unter Ökonomen entweder ihren Einlagenzins senken, oder eine Lockerung der Forward Guidance, in der sie verspricht die Zinsen für eine längere Zeit tief zu lassen, herbeiführen", schreibt die Nachrichtenagentur.

Ob der EZB-Rat tatsächlich schon bereit ist den Einlagenzins (aktuell: -0,40%) zu senken, muss allerdings bezweifelt werden. Ein neues Ankaufprogramm von Staatsanleihen - auch das brachte Draghi in seiner Sintra-Rede ins Spiel - ist noch unwahrscheinlicher. Damit bleibt die Verlängerung der Forward Guidance, eine Maßnahme, die nicht ausreichen dürfte, den EUR/CHF-Kurs deutlich runterzudrücken.

Ade Schwarze Null?


"Erst ein Durchbruch bei 1,1165 würde das negative Szenario zunichtemachen", meint die St.Galler Kantonalbank. Bisher macht der EUR/CHF-Kurs aber keine Anstalten, über dieses wichtige Niveau, zurückzukehren. Ein erneuter Dämpfer aus Deutschland spielt dabei eine Rolle.

Der ifo Geschäftsklimaindex sinkt im Juni auf den tiefsten Stand seit viereinhalb Jahren. "Die Unternehmen blickten zunehmend pessimistisch auf die kommenden Monate. Die deutsche Konjunktur flaut weiter ab." Wie wichtig die deutsche Wirtschaft für die Eurozone ist, zeigt folgender Vergleich:

Ohne Deutschland hätte die Eurozone ein Wirtschaftskraft (BIP) von etwa 7 Billionen Dollar. Damit käme Euroland auf lediglich ein Drittel der US-Wirtschaftskraft und wäre kaum größer als Japan, dessen BIP bei 5 Billionen Dollar liegt.


Für den Euro-Franken-Kurs ist Europas größte Volkswirtschaft Chance und Risiko zugleich. Das Zauberwort in diesem Zusammenhang heißt Konjunkturprogramm. Wenn Deutschland von seinem ausgeglichenen Haushalt abweicht und neue Schulden macht, um das Wachstum anzukurbeln, dann dürfte der Euro-Franken-Kurs aus zwei Gründen steigen:
  1. Wegen der Größe der deutschen Volkswirtschaft würde von einem ordentlichen Konjunkturprogramm die gesamte Eurozone profitieren.
  2. Die EZB würde mit ihren geldpolitischen Lockerungen kürzer treten, was den Euro auch gegen den Franken härter machen würde.

Führt man sich die aktuellen Meinungsumfrage aus Deutschland zu Gemüte, wonach ein Kandidat der Grünen-Partei die besten Chancen hat Nachfolger von Angela Merkel zu werden, dann ist ein Konjunkturprogramm näher als viele derzeit denken. Die Grünen sind bereit neue Schulden zu machen, und sie würden dafür mit Lob aus dem Ausland, vom IWF und der EZB überschüttet werden.
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