Ohne diesen Schnitzer wäre der Euro bei 1,20 Franken
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Ohne diesen Schnitzer wäre der Euro bei 1,20 Franken

Sind jetzt alle guten Nachrichten raus? Die Schweiz hat von der Risiko-Rallye der letzten zwei Monaten stark profitiert. Der SMI-Aktienindex klettert 14% auf 9.349 Punkte und das ganz ohne Vitaminspritze vom Devisenmarkt. Würde sich der Franken auf 1,20 per Euro und 1,05 per US-Dollar abschwächen, so wie von vielen Experten prognostiziert, schösse der SMI durch die Decke.

Nachdem die drei großen Notenbanken (Fed, EZB, Bank von Japan) zu Jahresbeginn einer strafferen Geldpolitik eine klare Absage erteilen, sinken die Zinsen. Das Motto: An Aktien geht kein Weg vorbei. Ferner gehen die Finanzmärkte davon aus, dass die USA und China ihren Handelskonflikt Ende März, wenn Chinas Präsident Xi in Trumps Golf Resort in Florida erwartet wird, beilegen.

Der Euro-Franken-Kurs bleibt trotz Risiko-Rallye weitgehend unverändert. Als die Aktien-Kaufwelle kurz nach Weihnachten beginnt, notiert er bei 1,1280. Aktuell sind es 1,1340. Hätte die EZB einfach Mal die Klappe gehalten und darauf vertraut, dass die Eurozone auch ohne ihre Hilfe nicht abschmieren würde, wäre der Euro wohl schon deutlich über 1,15 Franken.

Draghi, sein einflussreicher Chefvolkswirt Praet sowie der als nächster EZB-Chef gehandelte Direktor Coeure entscheiden sich allerdings anders. Sie verschieben die Erwartungen an eine erste Leitzinserhöhung auf Mitte 2020 nach hinten. Ferner wird ein neues Langfristkreditprogramm für Banken, mit dem die Bilanzsumme der EZB über 5 Billionen Euro anschwelen dürfte, angekündigt.

Schnitzer

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt und dem Euro-Franken-Kurs seine verbliebenen Anstiegsambitionen raubt, kommt von Praet. Die Eurozonen-Wirtschaft sei nahe dran an einem Teufelskreis, sagt der Belgier. Für den Euro wäre es besser gewesen, hätte Praet einfach Mal die Klappe gehalten.

Was noch besser für den Euro gewesen wäre und immer mehr Experten der EZB ankreiden, ist folgendes: Man hätte die Leitzinsen parallel zu dem Runterfahren (Tapering) der Staatsanleihen-Käufe etwas anheben sollen. Das Wirtschaftswachstum war 2017 und 2018 in der Eurozone, aber auch auf globaler Ebene, stark genug.

Die Sparer wären weniger verunsichert, die Eurozonen-Banken dank höhere Zinsen im internationalen Vergleich nicht so weit abgeschlagen und die Politik weniger behäbig. Hätte die EZB Deutschland und den Niederlanden etwas höhere Zinsen spendiert, wäre wohl auch mehr der Reformvorhaben von Frankreichs Präsident Macron für die Eurozone umgesetzt worden. Stattdessen ist es so gelaufen, wie befürchtet.

Der Einstieg in die ultralockere Geldpolitik mit dem Ankauf von Staatsanleihen verlief überhastet. Wirkliche Deflationsrisiken gab es vor vier Jahren nämlich keine. Der Ausstieg zieht sich wie Kaugummi bzw. findet eigentlich überhaupt nicht statt. Denn der EZB-Leitzins liegt weiter bei 0%, der Einlagenzins sogar bei -0,40%. Man hat der jungen Generation die Möglichkeit geraubt die Zinsen zu senken, um Konjunkturabschwünge abzufedern und umzudrehen.
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