Diesen Mühlstein um den Hals wird der Euro nie los
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Diesen Mühlstein um den Hals wird der Euro nie los

Der Euro müsste laut dem renommierten Ökonom Hans-Werner Sinn sehr viel stärker sein. Dass er es nicht ist, liege an dem so genannten QE-Programm, also dem massenhaften Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB. Die Käufe werden mit dem Geld aus der Notenpresse gespeist, weshalb Kritiker der EZB vorwerfen, sie betreibe eine Geldpolitik wie zu Zeiten der Weimarer Republik.

"Die Währungsmanipulation durch das QE-Programm der EZB ist offenkundig, es führte zur Abwertung des Euro gegenüber anderen Währungen der Welt", schreibt Sinn, frühere Chef des ifo-Instituts, in einem Gastbeitrag in der Wirtschaftswoche. Die Europäische Zentralbank (EZB) betreibe eine selbstherrliche Wirtschaftspolitik, so der deutsche Star-Ökonom.

Bevor Draghi vor gut vier Jahren begann das geldpolitischen Gaspedal durchzudrücken und die Finanzmärkte auf den massenhaften Ankauf von Staatsanleihen einschwor, kostete der Euro 1,40 US-Dollar und 1,22 Schweizer Franken. Aktuell sind Euro-Dollar-Kurs und Euro-Franken-Kurs bei 1,16.


Der Einstieg in das QE-Programm hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang 2015 dazu gezwungen, ihre Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken aufzugeben. Die extreme Ausweitung der Geldmenge seitens der EZB ließ ihr keine andere Wahl. SNB-Chef Thomas Jordan wollte Draghis Euros aus der Notenpressen nicht unbegrenzt, also nach dem Whatever-it-Takes-Prinzip, aufsaugen.

Das QE-Programm gehört laut dem früheren EZB-Vizechef Vitor Constancio inzwischen zum Standard-Repertoire der Notenbank. Diese Aussage ist eine ganz bittere Pille für den Euro-Franken-Kurs. Seine Aufwärtsbemühungen werden also auch künftig immer wieder von der EZB-Notenpresse torpediert.

Kommt es zu einen Konjunkturabschwung in der Eurozone, wird die EZB wieder mehr Geld pumpen, um einer Rezession entgegenzutreten. Genau das dürfte der Ökonom Sinn meinen, wenn er von einer "selbstherrlichen Wirtschaftspolitik" spricht. Mit der Notenpresse lassen sich aber wirtschaftlichen Probleme nicht dauerhaft lösen. Würde dieser Ansatz funktionieren, gäbe es keine armen Länder.