Jetzt wird Deutschland zum Gefahrenherd für den Euro
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Jetzt wird Deutschland zum Gefahrenherd für den Euro

Dass ohne ein wirtschaftlich starkes Deutschland für den Euro nicht viel geht, zeigt in Blick in die Kurshistorie. Anfang der 00er-Jahre war Deutschland Europas kranker Mann. Der Euro-Franken-Kurs sank zwischen 1999 und 2002 von 1,60 auf 1,45. Der Euro-Dollar-Kurs purzelte deutlich unter die Parität. Geschichte wiederholt sich zwar nicht, allerdings muss man sich Sorgen machen.

Ursache ist der den vierten Monat in Folge gesunkene Auftragseingang der deutschen Industrie. "Es ist durchaus möglich, dass die bundesdeutsche Wirtschaft einen stärkeren Durchhänger vor sich hat als bislang angenommen", kommentiert die Liechtensteiner VP Bank. Außer dem Verarbeitenden Gewerbe und etwas Pharma und Chemie hat Deutschland nicht viel zu bieten. Der weiche Euro verunmöglicht die Wirtschaft diversifizierter aufzustellen, so wie es die Schweiz oder Südkorea vorgemacht haben.

Angela Merkel fehlten die Grundsätze und die langfristigen Perspektiven, insbesondere im wirtschaftspolitischen Bereich, sagt Hans-Werner Sinn, Deutschlands renommiertester Ökonom, im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Bilanz. Sinn hatte mit seinem Kombilohn-Modell für die Agenda 2010 des früheren Kanzlers Schröder einen wichtigen Beitrag geleistet hat. Eines ist gewiss: Auf dem Wasserbett Eurozone wird es wacklig, sollte das dicke Deutschland kein Wachstum mehr liefern.

Der schwache Euro zum US-Dollar ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. Trumps Dollar ist schon eine ziemlich unseriöse Währung. Hier wird mit Schulden auf Teufel kommt raus Wachstum finanziert. In Anbetracht des späten Stadiums der US-Konjunktur und einer rekordtiefen Arbeitslosigkeit müssten die USA zumindest in die Nähe eines ausgeglichenen Haushaltes kommen. Tatsächlich türmen sie immer höhere Schulden auf, die sich selbst mit ihrem Bevölkerungswachstum in der langen Sicht nicht stabilisieren lassen.

In Anbetracht dessen und den angeblich so guten Wachstumsperspektiven, die EU-Regierungsbeamte und EZB-Notenbanker Stimmvölkern und Anlegern wiederkehrend ins Ohr flöten, müsste der Euro eigentlich deutlich stärker sein. Er wird aber schwächer. Das ist ein Indiz dafür, dass die Finanzmärkte dabei sind Deutschland abzuschreiben, so wie sie es das letzte Mal Anfang der 00er-Jahre getan hatten.

Wenn diese These stimmt, lassen sich Dax und TexDax wohl am besten als Dead Men Walking bezeichnen. Gleiches gilt für den Euro-Dollar-Kurs, der in einem langfristigen Abwärtstrend mit einem Kursziel unter Parität ist. Im Vergleich zum obigen Trio sind die Abwärtsrisiken beim Euro-Franken-Kurs am geringsten. Dass hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die mit Deutschland eng verflochtene Schweizer Wirtschaft eine Abreibung bekäme, sollte die Konjunktur im Großen Kanton wegbrechen.
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