Nach 1,20 auf 1,25: Kann der EUR/CHF das Tempo halten?
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Nach 1,20 auf 1,25: Kann der EUR/CHF das Tempo halten?

Mit zwei Nachkommastellen ist der Euro bereits 1,20 Franken wert. 1,1991 ist die aktuelle Höchstmarke, die wartet als nächstes überboten zu werden. Devisenexperten beginnen schon damit 1,25 in Aussicht zu stellen. Ob sich das mit den nicht steigen wollenden Zinsen in Euroland ausgeht, ist fraglich.

"Wenn es dann soweit ist, und der Kurs die 1,20er-Schwelle überschreitet, dann könnte der EUR/CHF-Kurs kurzzeitig bis 1,23 oder sogar 1,25 steigen", sagt die Genfer Bankengruppe Mirabaud laut einer sda-Meldung. Die Abschwächung des Frankens stehe im Widerspruch zu geopolitischen Spannungen. In der Vergangenheit hätten solche Ereignisse Anleger in den Franken getrieben.

Was den Euro-Bullen Bauchschmerzen bereitet, sind die Zinsen. Da tut sich nämlich nichts. Zehnjährige Staatsanleihen aus Deutschland rentieren bei 0,53%. Zum Vergleich: Der steile Anstieg des EUR/CHF-Kurses in der zweiten Hälfte 2017 wurde noch von einem Zinsanstieg von 0,31% auf 0,77% unterfüttert.

"Wenn die Abwertung erst einmal beginnt, geht es meistens relativ schnell", zitiert cash.ch einen Devisenexperten der Credit Suisse. Im letzten Sommer sei der EUR/CHF-Kurs auch recht schnell von 1,10 auf 1,15 gestiegen. Der Schweizer Franken habe seine Rolle als Sicherer Hafen an den japanischen Yen abgetreten, so die zweitgrößte Bank der Schweiz.

Bleibt abzuwarten, ob die Momentum-Trader das erforderliche Stehvermögen haben. Neben den Zinsen fehlt es an eurofreundlichen Nachrichten vom Devisenoptionsmarkt. Die Prämien sich gegen einen sinkenden EUR/CHF-Kurs abzusichern sind nach wie vor höher als die für einen steigenden. Auch das war 2017 noch anders.

Keine Courage

Wie man es am Devisenmarkt nicht macht, hat der deutsche Autozulieferer Continental gerade vorgemacht. Wegen Gegenwind von Wechselkursen sei die Reifensparte negativ betroffen, teilt das Unternehmen mit. Zu knabbern hat man unter anderem an der Abschwächung des Schweizer Franken.

Bei Reifen, die man in der Schweiz verkauft und deren Umsatzerlöse man dann in die deutsche Euro-Bilanz zurückholt, gibt es einen Dämpfer. Noch vor einem Jahr war der EUR/CHF-Kurs bei 1,07 und man bekam für seine Franken deutlich mehr Euros eingetauscht als das derzeit der Fall ist.

Etwas ähnliches ist vor einigen Jahren Ryanair-Chef Michael O'Leary mit Öl passiert. Der ehrliche Ire hatte daraufhin eingestanden, dass er es mit Öl-Hedging "vermasselt habe" und die Fluggesellschaft deswegen Geld verloren hätte. Continental-Chef Degenhart ist dazu ganz offenbar nicht in der Lage.

Vorstellbar wäre auch, dass die Finanzabteilung von Continental oder der Mutter Schaeffler so sehr damit beschäftigt ist Firmenanleihen zusammenzustricken, die die Kriterien für das Ankaufprogramm der EZB erfüllen, dass man kaum noch Zeit hat sich um Wechselkurse zu kümmern.
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