EUR/CHF-Ausblick: Nächste Woche Abstieg
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EUR/CHF-Ausblick: Nächste Woche Abstieg

Ist der Euro mit seinen Kräften am Ende? Die Anzeichen verdichten sich, dass es sich bei Eurokursen von knapp 1,18 Franken nicht um einen Dauerzustand handelt. Die so genannte Price Action ist schwach. Die erforderlich Untersützung aus dem Hedging-Bereich kommt bisher nicht, während man auf Zinsfantasie herrührend aus kräftigen Lohnanstiegen vergeblich wartet.

Freitags ist für EUR/CHF-Kursbeobachter ein Wechselbad der Gefühle. Der 5. Januar 2018 war da keine Ausnahmen. Erst kletterte der Euro auf ein 3-Jahreshoch bei 1,1778 Franken. Es folgte ein deutlicher Dämpfer auf 1,1720. Am 01.12.17, 08.12.17, 15.12.17 und 22.12.17 (alles Freitage) hatte es dieselben Anstiegs- und Rückfallmuster gegeben.



Eine Ursache, warum dem Euro regelmäßig am Ende einer Woche die Puste ausgeht: Devisenhändler gehen lieber mit Franken-Positionen als mit Euro-Positionen ins Wochenende. Irgendetwas geopolitisches, ein Trump-Tweet à la Fire und Fury oder eine Wackelbank aus der Eurozone kann immer dazwischen kommen.

Am Devisenoptionsmarkt gibt es bisher keine Anzeichen dafür, dass sich die Stimmung nachhaltig zu Gunsten des Euros dreht. Die 25-Delta Risk Reversals für EUR/CHF-Optionen mit Laufzeiten von einer Woche bis ein Jahr sind negativ. Das zeigt: Niemand rechnet mit einem kräftigen Anstieg des Euros gegen den Franken. Im Sommer 2017, als der EUR/CHF unter Dampf stand, waren die Risk Reversals positiv.

Unter den Schweizer Vermögensverwaltern ist es en vogue Aktien und Anleihen gegen einen Rückgang des EUR/CHF-Kurses abzusichern (Hedging). Jedes Mal, wenn Franken in Euro getauscht werden, um Aktien und Anleihen aus der Eurozone zu kaufen, sichern sich Anleger mit Put-Optionen oder EUR/CHF-Short-Futures ab. Dem Euro bleibt wegen diesem Hedging ein Anstieg auf 1,20 Franken verwehrt.

Die Kerninflationsrate in der Eurozone ist auch nicht gerade ermutigend für den Euro. Sie sank im Dezember 2017 überraschend auf 0,9%. Lohnerhöhungen, welche die Kerninflation anschieben würden, sind mit Ausnahme von Deutschland, wo die 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie einen kräftigen Schluck aus der Pulle nehmen wollen, in der Eurozone nicht in Sicht.

Damit hat EZB-Chef Mario Draghi einen Joker, die Staatsfinanzierung über die Notenpresse bis ins Jahr 2019, dem Ende seiner Amtszeit, fortzusetzen. Die delikate Aufgabe eine Zinserhöhung wird er aller Voraussicht nach seinem Nachfolger überlassen. Der wird aber wahrscheinlich immer noch eine niedrige Kerninflation vorfinden, müsste dann jedoch bei einer schwächeren Konjunktur den Leitzins erhöhen.