Umwälzung beim EUR/CHF-Kurs: Ein Pro und Contra
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Umwälzung beim EUR/CHF-Kurs: Ein Pro und Contra

Das Tauziehen um die Kursfindung des Euros zum Schweizer Franken geht in die nächste Runde. Noch hat das Finanz-Casino-Lager die Nase vorn. Es sagt: Zentralen Wirtschaftsdaten zum Trotz ist für den EUR/CHF-Kurs bei 1,1455 das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Die Schweiz wird ihren Franken über die Negativ-Zins-Schiene weiter abschwächen.

Im Gegensatz zu den Banken in der Eurozone haben die Schweizer Geldhäuser noch jede Menge Speck angesetzt. Der EZB-Strafzins werde die Geschäftsbanken in der Eurozone in diesem Jahr rund 6,6 Milliarden Euro kosten, geht aus Berechnungen der Düsseldorfer Beratungsfirma Barkow Consulting hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.

In der Schweiz ist der Negativzins noch tiefer als in der Eurozone. Die hiesigen Geldhäuser sind aber sehr viel besser aufgestellt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann daher die Negativzins-Flöte länger spielen als die EZB. Dieser Ausblick zusammen mit dem Konjunkturaufschwung und in denen Hintergrund tretenden Risiken machen den Euro gegen den Franken stärker.


Experten, die sich an der Sichtweise der Deutschen Bundesbank anlehnen, sehen den Franken vorn: Die Schweiz hat nur eine halb so hohe Verschuldung wie die Eurozone sowie einen größeren Exportüberschuss. Die privaten Haushalte und Unternehmen haben dicke Finanzpolster. In der Eurozone schießen hingegen Zombie-Unternehmen¹ wie Pilze aus dem Boden.

Ferner ist die Geldentwertung in der Schweiz niedriger als in der Eurozone, so dass der faire EUR/CHF-Wechselkurs gemäß Kaufkraftparität stetig sinkt:
  • Per 30. Juni 2016 war der faire Eurokurs gemäß Kaufkraftparität 1,27 Franken²
  • Per 26. Juni 2017 war der faire Eurokurs gemäß Kaufkraftparität 1,21 Franken³

Ausblick:
Damit sich der EUR/CHF-Kurs bei 1,12-1,14 stabilisieren kann, muss es ruhig bleibt. Ein Überschießen des Euros auf 1,20 käme in Betracht, sollte die EZB einen glaubwürdigen Plan zu Verringerung ihrer Anleihekäufe vorlegen. Falls sich die Konjunktur in der Eurozone abkühlt, EZB-Offizielle beginnen über den vermeintlich starken Euro zu nörgeln, wäre der Schweizer Franken plötzlich wieder gefragt.



¹ "Die geldpolitische Unterstützung in Europa in den letzten fünf Jahren hat Unternehmen mit schwacher Profitabilität erlaubt, ihre Schulden zu überrollen und Pleiten aufzuschieben", heißt es einer Studie der Bank of America, die dem Finanzdienst Bloomberg vorliegt. Dadurch sei die Fähigkeit der Europäische Zentralbank (EZB), die ultralockere Geldpolitik einzudämmen, begrenzt.

² UBS Outlook Schweiz 3. Quartal 2016
³ UBS Outlook Schweiz 3. Quartal 2017