Die dunklen Gewitterwolken über dem Euro ziehen ab
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Die dunklen Gewitterwolken über dem Euro ziehen ab

Der Euro steigt auf 1,0740 Franken, nachdem es Angela Merkel noch einmal wissen will und der wirtschaftsfreundliche François Fillon kurz davor steht als französischer Präsidentschaftskandidat auserkoren zu werden. Nicht Merkel, sondern Fillon, der Frankreich eine Thatcher-Kur verordnen will, ist eine Riesenchance für den EUR/CHF-Kurs auf den Anstiegspfad zurückzufinden.

Merkel verhindert mit der von ihr angestrebten vierten Kanzlerschaft ein rot-rot-grünes Bündnis, das Deutschland ähnlich runterwirtschaften würde, wie es die Sozialisten auf der anderen Seite des Rheins getan haben. In Wirtschaftsfragen steht die Kanzlerin für "keine Experimente". Zwar kommt von ihr nichts an Dynamik hinzu. Der Devisenmarkt sieht in ihr aber auch eine Person, die es zumindest nicht noch schlimmer macht. Insofern hat Merkel eine Stabilisierungsfunktion für den EUR/CHF.

Was den Euro-Franken-Kurs wirklich beflügeln dürfte, wäre ein Sieg Fillons bei den Präsidentschaftswahlen Ende April/Anfang Mai 2017. Fillon will die Wochenarbeitszeit von 35 auf 39 Stunden anheben, das Renteneintrittsalter auf 65 Jahre erhöhen, 500.000 Jobs im öffentlichen Dienst streichen, eine Schuldenbremse in der der Verfassung verankern und die Unternehmenssteuern senken.

Reformeifer

Aus der Sicht des Euros geht dieses Programm runter wie Öl. Frankreich würde auf einen höheren Wachstumspfad zurückfinden. Fast genauso wichtig ist die Signalwirkung für die Eurozone. Die PIGS (Portugal, Italien, Griechenland, Spanien) könnten sich nicht länger hinter dem reformmüden Präsidenten Hollande verstecken. Denn seitdem Hollande Frankreich regiert, herrscht Reformstillstand in der Eurozone.

So wie der US-Dollar nach dem Wahlsieg von Trump den Turbo gezündet hat, könnte der Euro bei einem Triumph von Fillon steigen. Der EUR/CHF-Kurs muss auf den Schub womöglich gar nicht bis zu den französischen Wahlen in einem halben Jahr warten. Wenn Fillon am kommenden Sonntag die Vorwahlen der Konservativen gegen seinen Herausforderer Alain Juppé gewinnen sollte, wäre er Favorit auf das Präsidentenamt.

Ein erste Welle wirtschaftsfreundlicher Reformen aus Frankreich käme wahrscheinlich dann noch vor der Sommerpause 2017. Das wäre deutlich früher als erwartet und könnte den EUR/CHF-Kurs recht schnell über 1,10 tragen, vorausgesetzt in Italien eskaliert die Lage nach dem Verfassungsreferendum nicht.