Franken-Kredit-Blase wäre ideal um Euro abzuschwächen
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Franken-Kredit-Blase wäre ideal um Euro abzuschwächen

Die Schweiz versucht sich im Wettstreit mit der Eurozone um eine lockere Geldpolitik einen Vorteil zu verschaffen. Es geht darum am längeren Hebel zu sitzen. Sollte es an den Finanzmärkten ruhig bleiben und sich die Wirtschaft erholen, könnte es klappen mit diesem Prozedere, das aus den Zeiten der Massenvergabe von Franken-Krediten in Österreich und Osteuropa stammt, den Schweizer Franken abzuschwächen.

"Wie lange werden wir die Negativzinsen beibehalten? Solange die Zinsen überall auf der Welt auch niedrig sind und die Inflationsraten tief bleiben", sagt die Direktorin der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Andrea Maechler, laut einer Reuters-Agenturmeldung auf einer Veranstaltung in Singapur. "Es scheint schwer vorstellbar, dass die Schweiz damit anfangen könnte, die Zinsen anzuheben", fügte sie hinzu.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte während der heißen Phase des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken eine Filiale in Singapur eröffnet. Das habe man gemacht, um beim Euro-Franken-Kurs besser intervenieren zu können, sagen Experten. Anders als an den Aktienbörsen gibt es am Devisenmarkt keine festen Handelszeiten, was in der Praxis dazu führt, dass Währungen rund um die Uhr gehandelt werden.

In der Schweiz liegt der Negativzins bei -0,75 Prozent, in der Eurozone "nur" bei -0,40 Prozent. Die SNB will damit den Franken für Investoren unattraktiver machen. Anleger sollen beispielsweise dazu verleitet werden, sich höher verzinsliche Staatsanleihen aus Italien statt Schweizer Bundesobligationen ins Depot zu legen, inkaufnehmend, dass die Qualität der italienischen Papiere schlechter ist. Dazu sind sie nur bereit, wenn die Wirtschaft gut läuft.


Zwischen 2000 und 2007 hat die Schweizerische Nationalbank die Europäische Zentralbank (EZB) mit tieferen Zinsen konstant ausgekontert. Dies führte zu massiven Kapitalabflüssen aus der Schweiz und einer Abschwächung des Frankens auf bis zu 1,68 pro Euro. Dabei halfen von österreichischen Banken im Inland und Ausland großzügig ausgereichte Franken-Fremdwährungskredite.

Dieses Vehikel zur Abschwächung des Frankens ist der SNB jedoch abhanden gekommen. In Österreich haben die Regulierer Fremdwährungskredite seit der Finanzkrise verboten. In Osteuropa (z. B. Ungarn, Polen) werden österreichische Banken, die solche Kredite vergeben haben, von den Regierungen zur Kasse gebeten. Eine zweite massive Abschwächung des Franken in die Gegend von 1,68 pro Euro über eine neue Franken-Kredit-Blase ist somit nicht möglich.

Für einen milden Anstieg des Euros auf 1,20 Franken könnte aber Potential vorhanden sein, sollte die Rettungspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gelingen. Im Euroraum setzt man darauf, dass die EZB mit ihrer Staatenfinanzierung über Notenpresse und ihrer Rolle als Geldverleiher letzter Instanz durchkommt.

An dieser Stelle kommt die Arroganz und Großmannssucht der EZB zum Vorschein. Statements der Notenbanker zeigen, dass sie felsenfest davon überzeugt sind, ihnen könne eine Asienkrise oder eine Finanzkrise wie sie Mexiko zu bewältigen hatte, nicht passieren. Die EZB vertritt den Standpunkt: Solche Krisen kommen nur in nicht-industrialisierten Ländern vor. Investoren werden es nicht wagen, den Euroraum fallenzulassen.
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