Euro lehnt Avancen aus Paris und Rom ab
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Euro lehnt Avancen aus Paris und Rom ab

Kommt die Genesung der französischen Wirtschaft für den Euro zu spät? Weil die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas spürbar an Wachstumsdynamik hinzugewinnt, wäre ein Anstieg des Euros auf 1,12 Franken angebracht. Stattdessen sinkt der Euro-Franken-Kurs mit 1,0955 auf den tiefsten Stand seit anderthalb Wochen. Auch die italienische Politik hat ihrem Land einen Bärendienst erwiesen.

Neben Frankreich, das im ersten Vierteljahr ein robustes Wachstum von 0,5% auf die Beine stellte und damit die Erwartungen übertraf, kommen gute Nachrichten aus Österreich, Spanien und Italien. Die österreichischen Wirtschaft hat sich ebenfalls belebt. Hier lag das Wachstum bei 0,4%. Das ohne handlungsfähige Regierung dastehende Spanien kommt auf 0,8%. In Italien sinken Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit stärker als erwartet.

Die US-Wirtschaft hinkt weit abgeschlagen hinterher. Sie schaffte in den ersten drei Monaten nach europäischer Berechnungsart lediglich ein Wachstum von 0,125% (0,5% aufs Jahr hochgerechnet). Aus den USA dürfte auch ein Teil des Ungemachs für den Euro-Franken-Kurs kommen. Der US-Dollar sackt gegenüber dem Schweizer Franken immer tiefer unter die Parität, was den Euro-Franken-Kurs, trotz der guten Vorgaben aus dem Euroraum, mit nach unten zieht.


Frankreich und Italien werden jetzt dafür bestraft, dass sie sich extrem viel Zeit ließen, ihre Volkswirtschaften nach der Finanzkrise und der Euro-Schuldenkrise umzubauen. Italiens Politik hatte bis zum letzen Moment versucht Bürgschaften und Umverteilungen herauszupressen. Der von weiten Teilen der Bevölkerung seinerzeit unterstütze Berlusconi ließ die Zinsen auf zehnjährigen Staatsanleihen seinerzeit auf 7% steigen, bevor man eingestand, doch etwas ändern zu müssen.

Die französische Regierung verschenkte drei Jahre, bevor sie umsteuerte. Wäre man in Paris und Rom ein wenig flotter gewesen, hätte man ein größeres Stück von dem seinerzeit noch recht großen globalen Wachstumskuchen abbekommen. Beide Länder könnten heute einigermaßen akzeptable Arbeitslosenraten von 8-9% haben, wären Politiker mit Weitblick am Werk gewesen.