Der Euro will sich mit dem Merkelsein nicht anfreunden
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Der Euro will sich mit dem Merkelsein nicht anfreunden

Der EUR/CHF-Kurs schleicht sich still und leise nach Süden. Haben Devisenhändler vor wenigen Wochen Eurokurse über 1,10 Franken für bare Münze genommen, geht es nun um die Marke bei 1,08. Überraschend gute Konjunkturdaten aus der Schweiz rechtfertigen das Stärkerwerden des Franken. Die Verkäufer des Euros drängen nach einen Fernsehinterview von Angela Merkel in den Markt. Denn das einzige, was die Kanzlerin an Neuem erzählt, ist, dass Luxemburgs Außenminister eher Soziologe als Politiker ist.

Die Schweizer Wirtschaft ist trotz starkem Franken und EU-Krise am florieren. Das KOF-Konjunkturbarometer konnte im Februar auf den höchsten Stand seit neun Monaten steigen. Es kletterte um 2,0 Punkte auf 102,4 Zähler. Demzufolge dürfte die Schweizer Konjunktur den nächsten Monaten an Tempo gewinnen, erläutert die Konjunkturforschungstelle (KOF). Erstaunlich ist, dass es gerade das Verarbeitende Gewerbe ist, von dem der Wachstumsimpuls ausgeht. Die Produzenten haben sich an den starken Franken, der sie dazu zwingt, sehr hochwertige Waren herzustellen, gewöhnt.

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Angela Merkel hat sich zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Monaten in einer einstündigen Fernsehinterview für ihre Flüchtlingspolitik gerechtfertigt. Die Kanzlerin sagte einmal über den früheren deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, dass sie es bewundere, wie er die Journalisten glücklich machen konnte, ohne ihnen etwas Neues zu erzählen. Dieses Kunststück hat nun auch Merkel probiert. Sie hätte sich von Genscher vorher allerdings ein paar Tipps geben lassen sollen.

Die Kanzlerin versucht die Einigung auf dem letzten EU-Gipfel zur Sicherung der Außengrenze als Beginn eines großen Wurfs zu verkaufen. Österreich wird kritisiert, weil es Griechenland nicht miteinbezieht. Auch mit der Volksabstimmung in Ungarn über die EU-Flüchtlingskontingente kann sie sich nicht anfreunden. Merkel liefert wenig Substanzielles und so betont die ausgebildete Physikerin die Gründlichkeit ihrer Arbeit, zeigt viel Mitgefühl für die von der Flüchtlingskrise verunsicherte Bevölkerung und erklärt die Logik hinter ihrer Politik.

Konfrontiert mit der Aussage von Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn ("Wir haben keine Linie mehr, wir steuern irgendwie in eine Anarchie hinein") sagt Merkel, dass solche Beschreibungen eine Sache für Soziologen seien und nicht für Politiker. Die deutsche Bundeskanzlerin vertritt die Meinung, dass sie die Euro-Krise gelöst habe. Das ist insofern bemerkenswert, weil der Internationale Währungsfonds (IWF) gerade davor gewarnt hat, dass Griechenland bereits ab Ende März wieder einmal Schwierigkeiten haben wird, seine Schulden zurückzuzahlen.

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