Hat Merkel genug Blutkonserven für Spanien und Italien?
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Hat Merkel genug Blutkonserven für Spanien und Italien?

Der Euro nimmt die Spanien-Wahl auf die leichte Schulter, und so notiert der EUR/CHF-Wechselkurs stabil bei 1,08. Geht da noch etwas? Eher nicht. Die politischen Risiken steigen. Neben Spanien läuft es auch in Italien nicht rund. Matteo Renzi kritisiert die Blutspender-Rolle Deutschlands. Der italienische Premier bekommt die Wirtschaft nicht flott.

"Es wird ein paar Monate dauern, bis wir eine Regierung haben", sagt die Politologin Susanne Gratius von der Universidad Autónoma de Madrid im Deutschlandfunk. Instabile politische Verhältnisse könnten Spanien seinen Wirtschaftsaufschwung kosten. Trotz ordentlicher Wachstumsraten in den vergangenen zwei Jahren liegt die Wirtschaftsleistung des Landes immer noch 5% niedriger als vor der Finanzkrise im Jahr 2007.

Italien erwartet für das laufende Jahr lediglich ein Wachstum von 0,8%. Das sei in Anbetracht des riesigen Schuldenberges des Landes nicht genug, sagen Ökonomen. Renzi scheint das zu wissen, und so versucht er mit einem Seitenhieb auf Deutschland von seinem Versagen bei der Ankurbelung des Wachstums abzulenken.


"Ich habe gesagt, wenn glauben gemacht wird, Deutschland sei der Blutspender Europas, dann ist das von außen betrachtet nicht die Wirklichkeit", so Renzi nach dem EU-Gipfel. Die Botschaft des Regierungschefs: Weil sich Kanzlerin Merkel weigert deutsche Sparguthaben als Faustpfand für italienische Banken bereitzustellen (Einlagensicherung), könne Italiens Wirtschaft nicht stärker wachsen.

Griechenlands Premier Alexis Tsipras will die Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF) am dritten Rettungspaket verhindern. Auch hier dürfte Deutschland nicht nachgeben. Ohne den IWF sind weitere Hilfsgelder für die meisten Parlamentarier im Bundestag völlig undenkbar.

Die Kluft zwischen der von Deutschland angeführten Gruppe der soliden Euro-Nordstaaten und den wachstumsschwachen, hochverschuldeten Euro-Südstaaten wird von Anlegern bisher ignoriert. Hintergrund sind die Käufe von Staatsanleihen der Europäischen Zentralbank (EZB). Solange die Notenbank als Kreditgeber letzter Instanz auftritt, machen sich Investoren keine Sorgen.