Eurokurs steigt 2016 wegen Wachstums-Inflations-Cocktail
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Eurokurs steigt 2016 wegen Wachstums-Inflations-Cocktail

Weil die Schweiz in Sachen Geldpolitik kein schweres Geschütz auffährt, muss der Euro über die Konjunktur-Schiene Boden gegenüber dem Franken gutmachen. Dabei gilt: Ein wirtschaftliches Wachstum im Euroraum von 1,5% ist für einen Eurokurs von 1,08 Franken gut. Demnach müsste bei einem Wachstum von knapp 2% der Euro deutlich über 1,10 Franken stehen.

Ermutigende Konjunkturdaten aus Frankreich und Italien zeigen, dass Deutschland unter den großen Ländern nicht mehr der Alleinunterhalter ist. In der zweit- und drittgrößten Volkswirtschaft des Euroraums stieg die Industrieproduktion im Oktober jeweils um 0,5% gegenüber dem Vormonat, wie die nationalen Statistikbehörden in dieser Woche mitteilten. Das war deutlich mehr als von Ökonomen erwartet.

In Deutschland kletterte die Inflation auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Waren und Dienstleistungen kosteten im November 2015 um 0,4% mehr als im November 2014. Die anziehende Teuerung spricht für einen höheren Euro-Franken-Kurs, weil sie EZB-Chef Mario Draghi ein Stück weit daran hindert, die Geldpolitik noch weiter zu lockern.


Ein Zwist im EZB-Rat deutet darauf hin, dass Draghi die Geldpolitik gerne noch sehr viel stärker lockern würde. Allerdings gibt es immer mehr Kritiker. Laut EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch stoße die Politik des extrem billigen Geldes an ihre Grenzen. "Wir haben zwar noch Munition. Aber die Wirkung wäre sehr viel größer, wenn die notwendigen Reformen getätigt würden", sagte der Luxemburger vor Journalisten in Frankfurt.

"Ich will nicht in Abrede stellen, dass man eine gewiss Reformmüdigkeit in manchen Ländern spürt", so Mersch. Draghi würde sich zu einer solchen Aussage wohl nicht hinreißen lassen, weil er damit einräumen würde, mit der Geldflut die Lösung der strukturellen Probleme in vielen Euroländern auszubremsen.

Geldflut hin, Geldflut her, das Wachstum im Euroraum wird sich gemäß den Prognosen der Europäischen Zentralbank (EZB) nach 1,5% (2015) über 1,7% (2016) auf 1,9% (2017) beschleunigen. Damit hätte Draghi noch schlechtere Karten, die Geldpolitik weiter zu lockern. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte darauf vertrauen, dass der Euro aus eigener Kraft aufwertet und müsste nicht das schwere Geschütz einer Zinssenkung auf -1,00% auffahren.

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