Erste-Group-Chef spricht von dummen Fremdwährungskrediten
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Erste-Group-Chef spricht von dummen Fremdwährungskrediten

Die Lage für Franken-Fremdwährungskreditnehmer trübt sich nach den Beschlüssen von Europäischer Zentralbank (EZB) und Schweizerischer Nationalbank (SNB) ein. Der für die Kreditschuld so wichtige Wechselkurs des Euros ist zur Zeit ein bisschen schwach auf der Brust. Eine Bargeld-Ersparnis bei den Kreditzinsen fällt ins Wasser. Der Erste-Group-Chef spricht wohl auch von "dummen" Fremdwährungskrediten, weil seinem Haus neue Kosten drohen.

1 Euro ist aktuell 1,08 Franken wert. Ende November 2015, bevor Mario Draghis EZB ein für ihre Verhältnisse abgespecktes Lockerungspaket auf den Weg brachte, waren es etwas mehr als 1,09 Franken. Franken-Kreditnehmer nehmen mit Wohlwollen zur Kenntnis, dass sich die Abschwächung in Grenzen hält. Hätte der EZB-Rat Mario Draghi keine Steine in den Weg gelegt, wäre es wohl sehr viel schlimmer für die Gemeinschaftswährung gekommen.

Die Kreditzinsen auf Franken-Kredite sind am steigen. Der für die Zinshöhe maßgebliche Schweizer Referenzzinssatz (3-Monats-Libor) kletterte seit Monatsbeginn von -0,86% auf -0,78%. Hintergrund ist die Passivität der SNB. Sie sieht sich wegen dem abgespeckten Lockerungspaket der EZB nicht zu einer Gegenreaktion gezwungen. Es kommt nicht zu einer Senkung des Negativzinses von -0,75% auf -1,00%, welche den 3-Monats-Libor mit nach unten gezogen hätte.


"Jeder, der ein Finanzbuch aufschlägt, liest spätestens auf Seite zwei: Nimm nie einen Fremdwährungskredit auf, wenn du keine Fremdwährungseinnahmen hast. Das war also dumm, trotzdem haben alle davon profitiert", sagt Erste-Group-Chef Andreas Treichl im Gespräch mit "Die Presse".

"Als wir vor sieben Jahren geraten haben, in den Euro zu konvertieren, waren es die Verbraucherschutz-Organisationen, die gesagt haben: Macht das ja nicht, bleibt im Franken."
Andreas Treichl, Vorsitzender Erste Group

Von einer "natürlichen Absicherung" sprechen Fachleute, wenn der Kreditnehmer sein Einkommen ebenfalls in der fremden Währung erhält - beispielsweise ein Vorarlberger Franken-Kreditnehmer, die in der Schweiz arbeitet und in Franken sein Gehalt bekommt.

Die Banken in Österreich könnten 2016 eine neue Offensive in Sachen Euro-Konvertierung starten. Hintergrund ist eine geplante Neuregelung, die von der Basler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) ausgeht. Banken, wie die Erste Group, die viele Fremdwährungskredite ohne "natürliche Absicherung" in ihren Büchern haben, müssten dann mehr Kapital für solche Kredit vorhalten.

Um die höheren Kapitalanforderungen zu umgehen, würde es aus der Sicht der österreichischen Banken Sinn machen, möglichst viele Kunden aus ihren Franken-Krediten hinauszubegleiten.

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