Viele Häuselbauer stehen vor einer Deckungslücke
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Viele Häuselbauer stehen vor einer Deckungslücke

Die Deckungslücke sei die zentrale Größe bei einem endfälligen Franken-Kredit, sagen Finanzierungsexperten. Sie setzt sich aus dem Zusammenspiel von Fremdwährungskredit und Tilgungsträger zusammen. Bei dem Tilgunsgträger handelt es sich oft um eine Lebensversicherung. Sie sollte während der Kreditlaufzeit sprudelnde Renditen erzeugen, so dass die Kreditrückzahlung am Laufzeitende auf einen Schlag locker zu stemmen wäre, versprachen viele Berater. Finanzkrise und Frankenschock machten aus diesem Versprechen eine Illusion.

Bringt die Lebensversicherung weniger Ertrag als erwartet, droht am Laufzeitende ein Fiasko. Denn der Kreditnehmer steht schon wegen der massiven Abwertung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken unter Wasser. Der Eurokurs sank in den zurückliegenden zwölf Jahren von 1,50 Franken auf 1,08 Franken. Nach Abzug der Zinsersparnis sah sich ein Franken-Kreditnehmer in Österreich zuletzt mit einem Reinverlust von 33.344 Euro konfrontiert.

Das Minus von 33.344 Euro ist die vorläufige Deckungslücke. Entwickelt sich die Lebensversicherung gut, schließt sie sich. Entwickelt sich die Lebensversicherung schlecht, wird die Deckungslücke größer. Aufgrund der Finanzkrise und der Niedrigzinspolitik der Notenbanken gibt es bei den meisten Lebensversicherungen weniger Ertrag als erwartet.

Es macht einen großen Unterschied, ob Sie eine "klassische" Er- und Ablebensversicherung abgeschlossen haben, die eine garantierte Vertragssumme beinhaltet, oder ob Sie eine fondsgebundene Lebensversicherung besitzen, deren Erträge primär von der Wertentwicklung des gewählten Investmentfonds abhängen.
Arbeiterkammer (AK)

Für einen Franken-Kreditnehmer gilt es somit auswendig zu machen, wie viel Geld in den letzten Jahren bereits angespart wurde, und wie viel Geld bis zum Laufzeitende noch dazu kommt. Ein Beispiel: Ein Berater versprach bei Abschluss der Lebensversicherung vor zwölf Jahren, als die Zinsen aus heutiger Sicht sehr hoch waren, 5% Rendite pro Jahr. Wegen der Finanzkrise wurden es aber nur 2%. Die Deckungslücke weitet sich aus. Im Grunde genommen müsste nun der Eurokurs um 3% gegenüber dem Schweizer Franken steigen, damit es sich wieder ausgeht.

Die Deckungslücke bei Franken-Krediten hat sich zu Jahresbeginn österreichweit verdoppelt. Vor der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Dezember 2014 lag die aufaddierte Decklungslücke aller Fremdwährungskreditnehmer in Österreich bei 3,1 Milliarden Euro. Zum Ende März 2015 waren es 6,1 Milliarden Euro, wie der Chef der Österreichischen Nationalbank (OeNB), EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, mitteilte.

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