Finanzindustrie füllt sich Taschen auf Steuerzahlers Kosten
Home » » Finanzindustrie füllt sich Taschen auf Steuerzahlers Kosten

Finanzindustrie füllt sich Taschen auf Steuerzahlers Kosten

Die Finanzindustrie schießt sich auf den Grexit ein. Nach heutigem Stand der Dinge wäre ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro kein Problem, sagen Banken und Versicherer. Sie haben gut reden. Anders als zu Beginn der Krise sind ihre Gewinne und Boni diesmal nicht in Gefahr. Dass es den Steuerzahler umso härter träfe, nimmt man als eine Art Kollateralschaden gerne in Kauf.

"Der Verbleib von Griechenland in der Euro-Zone darf nicht zum Selbstzweck werden", sagt der Verbandspräsident der deutschen Versicherungswirtschaft, Alexander Erdland, dem "Tagesspiegel". Im Fall Griechenlands würden vor allem öffentliche Kredite auf dem Spiel stehen, also eher das Geld der Steuerzahler als das der Anleger. Die deutschen Versicherer seien kaum noch investiert, so Erdland.

Im März 2012, als es in Griechenland schon einmal Spitz auf Knopf stand, war das noch anders. Damals malte die Finanzindustrie Weltuntergangs-Szenarien an die Wand. Ein Grexit hätte noch schlimmere Folgen als die Pleite der US-Investment Bank Lehman Brothers, hieß es. Es schlug die große Stunde der Steuerzahler der Euro-Staaten. Sie wurden auf Wunsch von Juncker, Merkel und Sarkozy als Lückenbüßer eingesetzt.


Banken und Versicherer mussten infolge ihre Griechenland-Papiere nicht voll abschreiben, sondern bekamen bei dem damals getätigten Schuldenschnitt auf jeden investierten Euro zwischen 50-70 Cents zurück. Der Schuldenschnitt fiel viel zu großzügig für die Finanzindustrie aus, sagen Kritiker.

Die wirtschaftlichen Folgen eines Euro-Austritts Griechenlands seien überschaubar, meint der Chef der Investmentbank Morgan Stanley, James Gorman, im Gespräch mit der "Welt am Sonntag". Ein zweites "Lehman Brothers" halte er für "sehr, sehr unwahrscheinlich".

Für den Deutschland-Chef von Pimco, Andrew Bosomworth, würde ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro zwar einige Turbulenzen an den Finanzmärkten hervorrufen. "Wir sehen in einem möglichen Grexit aber keine unmittelbare existentielle Gefahr für den Euro selbst", erklärt Bosomworth gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Pimco ist eine Tochter der Allianz, dem weltgrößten Versicherungskonzern.