SNB-Pulverdampf zieht ab, schwacher Euroraum bleibt
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SNB-Pulverdampf zieht ab, schwacher Euroraum bleibt

Der Höhenflug des Euros findet aus der Sicht der der Commerzbank ein berechtigtes Ende knapp über 1,04 Franken. Das Ganze sei ein großes Missverständnis gewesen. Ferner wird die Gemeinschaftswährung von einem an Schwung verlierenden Wachstum im Euroraum eingeholt. Der Chefvolkswirt der Europäische Zentralbank (EZB) warnt die Politik vor Genügsamkeit.

Am Devisenmarkt kam es für die Verhältnisse des Euro-Franken-Kurses zur Wochenmitte zu einem rasanten Anstieg von 1,0240 auf 1,0428 (+1,84 Prozent). Auslöser war eine leichte Lockerung der Geldpolitik durch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Einen Negativzins von -0,75 Prozent müssen nun auch die Schweizer Pensionskassen wie die Publica bezahlen.

"Mit Geldpolitik hatte die gestrige Entscheidung der SNB sicherlich gar nichts zu tun. Vielmehr war es ein Schritt, der ordnungspolitisch (und eventuell auch formaljuristisch) mehr als überfällig war. [...] Dass EUR-CHF darauf reagierte, zeigt, dass der Devisenmarkt den Schritt nicht verstanden hat", kommentiert Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank.

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Der Eurokurs sinkt aktuell auf 1,0340 Franken, während der Pulverdampf nach dem SNB-Entscheid wegzieht. Das Währungspaar konzentriert sich auf frische Konjunkturdaten aus dem Euroraum. Bei dem von Analysten wegen seiner Zuverlässigkeit hoch eingeschätzten Einkaufsmanagerindex (PMI) kommt es zu einem Rückgang. Der Sammelindex für Industrie und Dienstleister sinkt von 52,2 Punkten im März auf 51,9 Zähler im April.

Es deutet sich eine Wachstumsverlangsamung im Euroraum an. Denn ein struktureller Aufschwung, der zu einem Rückgang der hohen Arbeitslosigkeit führen würde, ist nach Einschätzung von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet weiterhin nicht in Sicht. "Wir stehen am Beginn einer zyklischen Erholung. Es ist aber noch keine strukturelle", sagte der Belgier laut Redetext auf der Welt-Währungskonferenz in Berlin.

Praet fordert die Politik dazu auf, den von der Geldpolitik angestoßenen konjunkturellen Aufschwung durch strukturelle Reformen zu verstärken. Bisher hat es den Anschein, dass die Euroländer aufgrund der Aktionen der Notenbank die Hände in den Schoß legen. Dies gilt vor allem für Frankreich, wo der PMI-Index für das produzierende Gewerbe entgegen den Erwartungen mit 48,4 Zähler tiefer unter die Wachstumsschwelle absackte.

Auch Deutschland ruht sich auf seiner schwarzen Null aus. Dass Finanzminister Wolfgang Schäuble imstande ist den Haushalt auszugleichen, dafür kann er sich einzig und alleine bei der EZB bedanken. Die Politik der Großen Koalition lässt sich bisher durchaus als wirtschaftsfeindlich bezeichnen. An Liberalisierungen der Angebotsmärkte traut man sich nicht heran. Stattdessen belässt man es dabei, viele Berufszweige vor mehr Wettbewerb abzuschotten.
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