Euro braucht keine deutsche Verbotsmentalität und Filialdenken
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Euro braucht keine deutsche Verbotsmentalität und Filialdenken

Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigt an, 1,14 Billionen Euro für Staatsanleihen auszugeben. Finanziert wird das Programm über die Notenpresse. In Deutschland wird die EZB daraufhin so scharf angegangen wie noch nie in ihrer Geschichte. Wer sich die Fakten anschaut, kommt zu folgendem Ergebnis: Die Deutschen sind mit ihrer Verbotsmentalität auf dem Holzweg.

"Notenbank als Geisterfahrer", heißt es in einem Kommentar der Süddeutschen Zeitung. Im ZDF heute journal tritt ein Volkswirtschaftsprofessors auf, der die EZB mit einer Kuh vergleicht, die unter Wasser steht.

Auch die Vertreter der deutschen Bank jammern, was das Zeug hält. Die EZB wird auch deutsche Staatsanleihen kaufen, was im Gegenzug zu weiter sinkenden Zinsen führt und die Geschäftsmodelle ertragsschwacher Banken auf die Probe stellt.

Was die EZB nun macht, ist, ihre Bilanz um gut eine Billion Euro zu erhöhen. Damit wäre sie in etwa wieder dort, wo sie vor gut drei Jahren schon einmal war. Bei etwas mehr als drei Billionen Euro. Damals gab es keine derartigen Attacken gegen die Notenbank, wie sie derzeit gefahren werden.


Unter dem Strich kommt Deutschland sogar besser weg, weil es nicht im gleichen Maß erpressbar ist wie vor drei Jahren. Die Ausfallrisiken für die nun zu kaufenden Staatsanleihen werden zu 80 Prozent von den nationalen Notenbanken in Italien, Spanien und anderswo übernommen. Deutschland haftet für die Notenbankbilanz deutlich weniger als 2012.

Die Haftungsfrage dürfte in den kommenden Jahren eine entscheidende Bedeutung erlangen. Künftige Regierungen in Griechenland, Spanien und Italien können ihr politisches Gewicht nicht erhöhen, in dem sie mit Zahlungsausfällen drohen. Die deutsche Politik ist damit weitaus weniger erpressbar als auf den Höhepunkten der Eurokrise.

Darüber hinaus sollte man in Deutschland einsehen, dass man nur 30 Prozent des Euroraums repräsentiert. Wenn die verbleibenden 70 Prozent die EZB-Käufe wollen, dann muss man sich eben damit abfinden. Der Chef der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, warf den Deutschen einmal vor, dass sie den Euroraum wie ihre eigene Filiale behandelten.