Gewinnt die EZB den Kampf gegen das Mindestkurs-Bollwerk?
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Gewinnt die EZB den Kampf gegen das Mindestkurs-Bollwerk?

Der Kurs des Euros macht keinerlei Anstalten seine Verluste gegenüber dem Schweizer Franken auszubügeln, und so klebt der Wechselkurs bei EUR/CHF 1,2010. Die Schweiz erreicht mit ihren Devisenkäufen zur Schwächung des Frankens einen kritischen Punkt. EZB und SNB liefern sich einen heimlichen Bilanzsummenkrieg.

Mario Draghis EZB kauft seit kurzem Pfandbriefe. Bald werden zusammengeschnürte Kreditpakete (ABS-Papiere) hinzukommen. Mit den Käufen bläht die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Bilanzsumme auf. Bei dem Spiel, wer die lockerste Geldpolitik betreibt, liegt die von Präsident Thomas Jordan angeführte Schweizerische Nationalbank (SNB) hinten.

Schweizerische Nationalbank – Europäische Zentralbank  0:1

Um den Ausgleich zu erzielen, muss Jordans SNB ebenfalls ihre Bilanzsumme erhöhen. Das geschieht durch Mindestkurs-Interventionen. Laut glaubwürdigen Berichten soll die SNB am Freitag 500 Millionen Franken geschöpft habe. Mit dem frisch gedruckten Geld kauft sie Euros am Devisenmarkt. Jordan schießt damit den Ausgleich zum 1:1.

Weil die EZB angekündigt hat, ihre Bilanz durch Anleihekäufe und neuartige Langfristkredite (TLTRO) von 2,2 Billionen Euro auf 3 Billionen Euro aufzublähen, könnte sich das Spiel über Monate hinziehen. Auch die SNB hat nämlich noch Spielraum ihre bei 522 Milliarden Franken liegende Bilanzsumme zu steigern.

Der Vergleich zeigt aber, dass die EZB am längeren Hebel sitzt. Die SNB hat durch ständige Interventionen am Devisenmarkt bereits viel Pulver verschossen. Ihre Bilanzsumme ist inzwischen ein Viertel so hoch wie die der EZB. Die Schweizer Volkswirtschaft ist aber nur 1/20 so groß wie die des Euroraums.

Wenn der Franken 20 Prozent steigen würde, hätte man eine negative Inflation und eine Rezession. Das wäre nicht im Interesse der Schweiz, der Schaden wäre riesig, sagte Jordan im Gespräch mit der Sonntagszeitung (Ausgabe 16.11.).

Früher oder später dürfte die Schweiz jedoch erschöpft sein. Die von der Wechselkurspolitik gedopte Schweizer Volkswirtschaft müsste sich sodann einem Bereinigungsprozess unterziehen. Wegen des mittlerweile angestauten Korrekturpotentials dürfte der Prozess recht tiefgreifend ausfallen.

Vor gut 20 Jahren musste es auch Deutschland zulassen, dass seine Währung gegenüber dem Britischen Pfund aufwertet.
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