Anbindung als Allheilmittel: Schweiz profitiert massiv
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Anbindung als Allheilmittel: Schweiz profitiert massiv

Der Schweizer Franken nimmt der Euro seine Gewinne wieder ab, und so nähert sich der Wechselkurs dem dunkelroten Bereich bei EUR/CHF 1,2005. Hervorragende Konjunkturdaten aus der Schweiz sowie neue Hiobsbotschaft aus dem produzierenden Gewerbe der Eurozone untermauern die Schwächephase der Gemeinschaftswährung. Aktuell steht der Eurokurs bei 1,2010 Franken. Schweizer Grenzgänger wechseln 1 Franken in 83,26 Euro-Cents ein.

Zunächst sah es so aus, als ob dem Euro ein Befreiungsschlag gelingen würde. Nachdem er ein 26-Monatstief bei 1,2007 Franken erreicht hatte, folgte ein Anstieg auf 1,2025. Dies sollte sich jedoch als ein Strohfeuer herausstellen. Inzwischen befindet sich das Devisenpaar wieder im roten Bereich bei 1,2000-1,2010. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht parat Franken über die Notenpresse zu schöpfen und anschließend gegen Euros einzuwechseln (Euro-Stützungskäufe).

Export-Rekord

Die Schweizer Exporte brechen alle Rekorde. Im Oktober haben die eidgenössischen Unternehmen Waren im Wert von 19,8 Milliarden Franken ins Ausland verkauft. Das war so viel wie noch nie zuvor, teilte die Zollverwaltung mit. Weil die Importe nur um 3,1 Prozent stiegen, sitzt die Schweiz auf einen beträchtlichen Handelsbilanzüberschuss von 5,1 Prozent. Die Ausfuhren in den mit Abstand am wichtigsten Absatzmarkt Europa kletterten um fünf Prozent.

Der Zuwachs bei den Exporten sei auf das Mindestkurs-Doping zurückzuführen. Die Schweiz sei dabei aus einer vorübergehenden Stabilisierungsmaßnahme eine dauerhafte Anbindung zu machen, sagen Kritiker. Ohne den Mindestkurs würde der Euro schnell auf 1,00 Franken fallen, erklärte nun Steen Jakobsen, Chefökonom bei der Saxo Bank, im Gespräch mit der Handelszeitung.

Daraus folgt: Würde sich die Schweiz an die Spielregeln der Marktwirtschaft halten und freie Wechselkurse zulassen, würde sie weniger exportieren.

Die Industrie im Euroraum läuft schlechter als erwartet. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das produzierende Gewerbe sinkt von 50,6 Punkten auf 50,4 Zähler. Analysten hatten mit einem Anstieg und einer Vergrößerung des Abstandes zu der Wachstumsschwelle bei 50 Zählern gerechnet. Allerdings sinkt der wichtige Frühindikator, was weitere Lockerungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Folge haben könnte und den Euro noch dichter an 1,20 Franken drücken dürfte.