Morgan Stanley erwartet Mindestkurs-Ende
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Morgan Stanley erwartet Mindestkurs-Ende

Wenn aus Deflation Inflation wird, komme das Ende für den Mindestkurs, prophezeit Hans-Günter Redeker, Chef für Devisenstrategie von Morgan Stanley. Die Schweizer Teuerung klettert derweil von -1,1 auf -0,7 Prozent. Wenn der Anstieg der Jahresinflation in diesem Tempo weiter geht, könnte im ersten Quartal 2013 Schluss sein mit der Euro-Untergrenze.

„Es gibt zwei Argumentationsgrundlagen für eine Ende des Mindestkurs“, sagte Redeker im Gespräch mit dem TV-Kanal Bloomberg. Die erste sei, dass die Fremdwährungsreserven beginnen das Schweizer Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu übersteigen. Die Nationalbank wäre wohl kaum in der Lage, Verhältnisse zwischen Devisenreserven und BIP von 150 Prozent oder gar 200 Prozent zu rechtfertigen.

Was in der öffentlichen Meinung weitaus weniger diskutiert wird, ist ein Mindestkurs-Ende aufgrund der fehlenden geldpolitischen Voraussetzungen. Der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, musste eine zwischen März 2009 und Juni 2010 andauernde Interventionsrunde aufgeben, weil Deflationsgefahren verflogen, argumentiert Redeker.

Etwas Ähnliches könnte in den kommenden Monaten passieren. Sollte die Teuerung ins positive Terrain zurückkehren und gleichzeitig das Schweizer Wirtschaftswachstum das der Eurozone und der Europäischen Union outperformen, könnte die Verteidigung des Mindestkurses als Wechselkurs-Manipulation durch den Internationalen Währungsfonds und die G7-Staaten gebrandmarkt werden.

Puzzelt man die Aussagen Redekers zusammen, ergibt sich folgendes Szenario:

Durch das Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) an den Bondmärkten beruhigt sich die Lage für die Schweizerische Nationalbank. Die SNB kauft in den kommenden Monaten weniger Euros, um die Untergrenze bei 1,20 durchzusetzen.

Gleichzeitig klettert die Teuerung, wegen des robusten Schweizer Wirtschaftsentwicklung, und weil sich die Rohstoffpreise infolge der expansiven Geldpolitik der EZB und der Fed verteuern, ähnlich wie im Frühjahr 2012.

Hildebrand beendete die Deviseninterventionen im Juni 2010. Damals lag die Teuerung bei 1,1 Prozent. Sein Nachfolger Thomas Jordan dürfte in arge Erklärungsnot geraten, sobald die Inflationsrate über 1,0 Prozent steigt.