Erste Group drängt aus CHF-Krediten
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Erste Group drängt aus CHF-Krediten

Österreichs Erste Bank animiert zum Ausstieg aus Frankenkrediten. Der Kundschaft steht ein neues Angebot zur Verfügung: Ein Euro-Kredit zu 2,9 Prozent Fixzinssatz auf 10 Jahre. Es werden keine Spesen und Gebühren fällig.

Der Euro Franken Mindestkurs könne sich schon bald verändern und nachteilig für Fremdwährungskreditnehmer auswirken. Jeder 7. Kreditnehmer habe bereits konvertiert, schreibt die Erste Bank auf ihrer Webseite.

Man darf den Eindruck gewinnen, dass die Erste Bank ihre Kundschaft dazu drängen will, so rasch wie möglich CHF Fremdwährungskredite zu konvertieren. Die künstliche Erzeugung einer Mindestkurs-Panik erscheint übertrieben. Die Schweiz ist keine Bananenrepublik, ihre Notenbank eine der ältesten- und glaubwürdigsten der Welt.

„Weitere Erschütterungen an den Finanzmärkten haben Auswirkungen auf die Durchsetzung des Mindestkurses“, zitiert die Erste Bank mündliche Bemerkungen des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan, im Rahmen eines Mediengesprächs vom 16. Juni 2012. Damit würde der Euro / Franken-Wechselkurs aller Voraussicht nach deutlich unter 1,20 notieren, schlussfolgert die Erste Bank.

„Daher sehen wir uns verpflichtet, auf das Risiko hinzuweisen, und ein gutes Angebot zum Kurswechsel zu legen“, erklärt Erste Bank Privat- und Firmenkundenvorstand Peter Bosek.“

In der schriftlichen SNB-Pressemitteilung zum Mediengespräch vom 16. Juni 2012 ist zu finden:

„Selbst bei einem Niveau von 1.20 Franken pro Euro bleibt der Schweizer Franken hoch bewertet und stellt weite Teile unserer Wirtschaft vor eine schwierige Situation. Deshalb werden wir den Mindestkurs weiterhin mit aller Entschiedenheit durchsetzen und dazu unbeschränkt Devisen kaufen. Wenn nötig, sind wir bereit, jederzeit weitere Maßnahmen zu ergreifen.“

Ein unmittelbares Ende des Mindestkurses, wie es die Erste Bank heraufbeschwört, erscheint übertrieben. Bevor die SNB den Mindestkurs aufgibt, dürfte sie mit der Einführung negativer Zinsen versuchen, Aufwertungsdruck vom Franken zu nehmen.

Darüber hinaus existiert kein internationaler Druck zur Abschaffung der Untergrenze, weil die Schweizer Teuerung bei -0,7 Prozent liegt und der Aufkauf von Fremdwährung die einzige Möglichkeit für die SNB ist, Deflationsgefahren zu bekämpfen.

Mit Verwunderung darf man zur Kenntnis nehmen, wie die Erste Bank mit einem möglichen Auseinanderbrechen der Eurozone kolportiert: „Denn eine deutliche Verschärfung der Verschuldungskrise in der Eurozone könnte die Nachfrage nach Schweizer Franken als sichere Anlage enorm steigern“, wird gemutmaßt.

Dass die Schweizerische Nationalbank mit einer Zuspitzung der Schuldenkrise fertig wird, wurde im Mai und Juni deutlich. Damals verschärfte sich die Krise; der Mindestkurs hielt. Der ehemalige Präsident der Deutsche Bundesbank und jetzige UBS-Verwaltungsratchef, Axel Weber, sagte zu dieser Zeit auf einem Treffen von Zentralbankern in Frankfurt:

„So solide und beständig er (Jordan) als Zentralbanker ist, so ist es auch mit dem Schweizer Franken. Wenn ich morgens aufwache und mich jemand fragt, wo gerade der Frankenkurs kotiert, dann brauch ich auf keinen Monitor zu gucken. Ich weiß nämlich, wo der Kurs ist.“
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